Lutherische Pfarrkirche St. Marien, Marburg
FELIX MENDELSSOHN BARTHOLDY | ELIAS

Oratorium
nach Worten des
Alten Testaments für
Soli, Chor und Orchester, op. 70
Simone Schwark, Sopran
Caroline Jacob, Sopran
Ulrike Schneider, Alt
Georg Poplutz, Tenor
Jens Hammann, Bass (Elias)
Andrea Wöllenstein, Liturgin
Doris Conrads, Wolkenbilder
Frankfurter Sinfoniker
Kurhessische Kantorei Marburg
Leitung: Uwe Maibaum
Karten: 28 Euro / 22 (erm. 18) Euro / 16 (erm. 12) Euro / 10 Euro
Vorverkauf in der Küsterstube der Elisabethkirche oder möglichst online unter: www.kurhessische-kantorei.de (ab dem 7. Oktober)
Vorwort zum Konzert von LKMD Uwe Maibaum
Ein Gott?
Oder sind es viele?
Wer ist denn eigentlich im Recht bei der Beantwortung dieser Frage? Gibt es überhaupt eine einzige Antwort? Und wenn – welches der vielen Gottesbilder ist das Richtige?
Heute musizieren wir das Oratorium „Elias“ von Felix Mendelssohn Bartholdy. Es geht bei diesem Werk auch um die Frage: Wer oder was ist Gott?
Die biblische Geschichte spielt vor etwa 2800 Jahren. Das Volk Israel steht vor der Entscheidung, der verordneten Staatsreligion der Herrschenden zu folgen oder Jahwe treu zu sein. Der Prophet Elia versucht, das Volk an Jahwe zu binden. Elia ist dabei ein Charakter aus Fleisch und Blut – engagiert, aber auch mit fragwürdigen menschlichen Zügen. Der Prophet ist eine biblische Figur, die mit hoher Wahrscheinlichkeit erfunden ist. Die erzählte Geschichte ist so nie geschehen. Wichtig an ihr ist die Intension: Es gibt nur einen Gott:. »Du sollst keine anderen Götter haben neben mir.« (Exodus 20,3)
Wir begegnen in der Geschichte einer Lebenswelt, in der die Menschen des Königreichs im Norden Israels zwischen den Gottheiten Baal und Jahwe schwanken. Das Königshaus verehrt Baal und agiert mitunter skrupellos gegen die eigenen Untertanen. Wir erleben im Propheten Elia einen Menschen, der in seiner Gottesgewissheit zwischendurch auch fragwürdig gewaltsam auftritt. Daraus entsteht ein verzweifelter Kampf zwischen Menschen unterschiedlichen Glaubens um die Wahrheit.
Natürlich haben wir uns gefragt: Kann und darf man ein solches Werk in der heutigen Zeit singen und aufführen? Gehen uns die Worte „Greift die Propheten Baals, dass ihrer keiner entrinne“ nach den Geschehnissen am 7. Oktober 2023 in Israel und in der Folge im palästinensischen Gebiet über die Lippen? Darf man am Tag nach dem Gedenken zur Pogromnacht 1938 ein Werk musizieren, das viele Elemente der Gewalt vermittelt?
Wir fragen also: Was ist die Wahrheit? Wer ist Gott?
Oder fragt man besser: Was ist Gott?
Und: Was bewirkt göttliche Kraft?
Jeder und jede für sich – hier in der Lutherischen Pfarrkirche – wird eine persönliche Antwort darauf haben. Und wir alle werden mehr oder weniger Suchende sein und bleiben. Das Oratorium von Felix Mendelssohn Bartholdy mag dabei Impulse geben.
Ich erlebe in der Verbindung von Libretto und Musik eine starke Positionierung: Gotteskraft besteht. Gott aber ist nicht verantwortlich für gewalttätige Auseinandersetzungen zwischen Menschen. Er scheint sich gar aus der konsequenten Befriedung dieser Welt herauszuhalten. Dafür sind wir zuständig.
An Gott aber können wir unseren inneren Kompass ausrichten: Wir haben uns für Frieden und Gerechtigkeit einzusetzen. Wir haben fürsorglich mit Armen und Belasteten umzugehen. Wir haben Verantwortung für diese Welt zu übernehmen und entsprechend zu handeln. Und wir sollten es unbedingt vermeiden, das Bekenntnis zu einem Gott als Legitimation für Unfrieden zu benutzen.
Die Konsequenz muss sich also in unserem Verhalten zeigen. Das mag dann auch politisches und soziales Engagement bedeuten – unabhängig von Hautfarbe, sexueller Orientierung, Herkunft, religiöser Bindung – also Grenzen überwindend und weltweit.
Das ist für mich die Botschaft des Oratoriums. Und das ist ein guter Grund für mich, es heute musikalisch anzuleiten.
In diesem Sinne können wir als Musizierende letztlich singen: Herr, unser Herrscher, wie herrlich ist dein Name in allen Landen. Und ich füge hinzu: …der in und durch uns klingen mag.
Das Libretto zum Mitlesen
Felix Mendelssohn Bartholdy | Elias
Oratorium nach Worten des Alten Testaments, op. 70
Erster Teil
Einleitung – Elias
So wahr der Herr, der Gott Israels, lebet, vor dem ich stehe: Es soll diese Jahre weder Tau noch Regen kommen, ich sage es denn.
- Chor – Das Volk
Hilf, Herr! Hilf, Herr! Willst du uns denn gar vertilgen? Die Ernte ist vergangen, der Sommer ist dahin, und uns ist keine Hilfe gekommen! Will denn der Herr nicht mehr Gott sein in Zion?
Rezitativ
Die Tiefe ist versieget! Und die Ströme sind vertrocknet! Dem Säugling klebt die Zunge am Gaumen vor Durst! Die jungen Kinder heischen Brot! Und da ist niemand, der es ihnen breche!
- Duett mit Chor – Das Volk
Herr, höre unser Gebet!
Zion streckt ihre Hände aus, und da ist niemand, der sie tröste. - Rezitativ – Obadjah
Zerreißet eure Herzen. und nicht eure Kleider! Um unsrer Sünden willen hat Elias den Himmel verschlossen durch das Wort des Herrn! Sobekehret euch zu dem Herrn, eurem Gott, denn er ist gnädig, barmherzig, geduldig und von großer Güte und reut ihn bald der Strafe. - Arie – Obadjah
„So ihr mich von ganzem Herzen suchet, so will ich mich finden lassen“, spricht unser Gott. Ach, daß ich wüßte, wie ich ihn finden und zu seinem Stuhle kommen möchte. - Chor – Das Volk
Aber der Herr sieht es nicht. Er spottet unser! Der Fluch ist über uns gekommen. Er wird uns verfolgen, bis er uns tötet! „Denn ich der Herr, dein Gott, ich bin ein eifriger Gott, der da heimsucht der Väter Missetat an den Kindern bis ins dritte und vierte Glied derer, die mich hassen. Und tue Barmherzigkeit an vielen Tausenden, die mich lieb haben und meine Gebote halten. - Rezitativ – Ein Engel
Elias! gehe weg von hinnen und wende dich gen Morgen, und verbirg dich am Bache Crith! Du sollst vom Bache trinken, und die Raben werden dir Brot bringen des Morgens und des Abends, nach dem Wort deines Gottes. - Doppelquartett
Denn er hat seinen Engeln befohlen über dir, daß sie dich behüten auf allen deinen Wegen, daß sie dich auf den Händen tragen und du deinen Fuß nicht an einen Stein stoßest. - Rezitativ – Ein Engel
Nun auch der Bach vertrocknet ist, Elias, mache dich auf, gehe gen Zarpath und bleibe daselbst! Denn der Herr hat daselbst einer Witwe geboten, daß sie dich versorge. Das Mehl im Cad soll nicht verzehret werden, und dem Ölkruge soll nichts mangeln, bis auf den Tag, da der Herr regnen lassen wird auf Erden. - Rezitativ, Arie und Duett
Die Witwe
Was hast du an mir getan, du Mann Gottes! Du bist zu mir hereingekommen, daß meiner Missetat gedacht und mein Sohn getötet werde! Hilf mir, du Mann Gottes! Mein Sohn ist krank, und seine Krankheit ist so hart, daß kein Odem mehr in ihm blieb. Ich netze mit meinen Tränen mein Lager die ganze Nacht, du schaust das Elend, sei du der Armen Helfer! Hilf meinem Sohn! Es ist kein Odem mehr in ihm!
Elias
Gib mir her deinen Sohn! Herr, mein Gott, vernimm mein Flehn! Wende dich, Herr, und sei ihr gnädig, und hilf dem Söhne deiner Magd! Denn du bist gnädig, barmherzig, geduldig, und von großer Güte und Treue! Herr, mein Gott, lasse die Seele dieses Kindes wieder zu ihm kommen!
Die Witwe
Wirst du denn unter den Toten Wunder tun? Es ist kein Odem mehr in ihm!
Elias
Herr, mein Gott, lasse die Seele dieses Kindes wieder zu ihm kommen!
Die Witwe
Werden die Gestorbnen aufstehn und dir danken?
Elias
Herr, mein Gott, lasse die Seele dieses Kindes wieder zu ihm kommen!
Die Witwe
Der Herr erhört deine Stimme, die Seele des Kindes kommt wieder! Es
wird lebendig!
Elias
Siehe da, dein Sohn lebet!
Die Witwe
Nun erkenne ich, daß du ein Mann Gottes bist und des Herrn Wort in deinem Munde ist Wahrheit! Wie soll ich dem Herrn vergelten alle seine Wohltat, die er an mir tut?
Elias
Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieb haben von ganzem Herzen.
Elias und die Witwe
Von ganzer Seele, von allem Vermögen. Wohl dem, der den Herrn fürchtet.
- Chor
Wohl dem, der den Herrn fürchtet und auf seinen Wegen geht! Wohl dem, der auf Gottes Wegen geht! Den Frommen geht das Licht auf in der Finsternis. Den Frommen geht das Licht auf von dem Gnädigen, Barmherzigen und Gerechten.
- Rezitativ mit Chor
Elias
So wahr der Herr Zebaoth lebet, vor dem ich stehe: Heute, im dritten Jahre, will ich mich dem Könige zeigen, und der Herr wird wieder regnen lassen auf Erden.
Ahab
Bist du’s, Elias, bist du’s, der Israel verwirrt?
Das Volk
Du bist’s, Elias, du bist’s, der Israel verwirrt!
Elias
Ich verwirrte Israel nicht, sondern du, König, und deines Vaters Haus, damit, daß ihr des Herrn Gebot verlaßt und wandelt Baalim nach. Wohlan, so sende nun hin, und versammle zu mir das ganze Israel auf den Berg Carmel und alle Propheten Baals und alle Propheten des Hains, die vom Tische der Königin essen: da wollen wir sehn, ob Gott der Herr ist.
Das Volk
Da wollen wir sehn, ob Gott der Herr ist.
Elias
Auf denn, ihr Propheten Baals, erwählet einen Farren und legt kein Feuer daran, und rufet ihr an den Namen eures Gottes, und ich will den Namen des Herrn anrufen; welcher Gott nun mit Feuer antworten wird, der sei Gott.
Das Volk
Ja, welcher Gott nun mit Feuer antworten wird, der sei Gott.
Elias
Ruft euren Gott zuerst, denn eurer sind viele! Ich aber bin allein übergeblieben, ein Prophet des Herrn. Ruft eure Feldgötter und eure Berggötter!
- Chor -Propheten Baals
Baal, erhöre uns! Wende dich zu unserm Opfer, Baal, erhöre uns! Höre uns, mächtiger Gott! Send uns dein Feuer und vertilge den Feind. - Rezitativ und Chor
Elias
Rufet lauter! Denn er ist ja Gott: er dichtet, oder er hat zu schaffen oder ist über Feld, oder schläft er vielleicht, daß er aufwache! Rufet lauter, rufet lauter!
Propheten Baals
Baal, erhöre uns, wache auf! Warum schläfst du?
- Rezitativ und Chor
Elias
Rufet lauter! Er hört euch nicht! Ritzt euch mit Messern und mit Pfriemen nach eurer Weise. Hinkt um den Altar, den ihr gemacht, rufet und weissagt! Da wird keine Stimme sein, keine Antwort, kein Aufmerken.
Propheten Baals
Baal! Baal! Gib uns Antwort, Baal! Siehe, die Feinde verspotten uns!
Elias
Kommt her, alles Volk, kommt her zu mir!
- Arie – Elias
Herr Gott Abrahams, Isaaks und Israels, laß heut kund werden, daß du Gott bist und ich dein Knecht! Herr Gott Abrahams! Und daß ich solches alles nach deinem Worte getan! Erhöre mich, Herr, erhöre mich! Herr Gott Abrahams, lsaaks und Israels, erhöre mich, Herr, erhöre mich! Daß dies Volk wisse, daß du Herr Gott bist, daß du ihr Herz danach bekehrest! - Quartett
Wirf dein Anliegen auf den Herrn, der wird dich versorgen, und wird den Gerechten nicht ewiglich in Unruhe lassen. Denn seine Gnade reicht soweit der Himmel ist, und keiner wird zu Schanden, der seiner harret. - Rezitativ mit Chor
Elias
Der du deine Diener machst zu Geistern und deine Engel zu Feuerflammen, sende sie herab!
Das Volk
das Feuer fiel herab, Feuer! Die Flamme fraß das Brandopfer! Fallt nieder auf euer Angesicht! Der Herr ist Gott, der Herr ist Gott! Der Herr, unser Gott, ist ein einiger Herr, und es sind keine andern Götter neben ihm.
Elias
Greift die Propheten Baals, daß ihrer keiner entrinne, führt sie hinab an den Bach, und schlachtet sie daselbst!
Das Volk
Greift die Propheten Baals, daß ihrer keiner entrinne!
- Arie – Elias
Ist nicht des Herrn Wort wie ein Feuer und wie ein Hammer, der Felsen zerschlägt? Sein Wort ist wie ein Feuer und wie ein Hammer, der Felsen zerschlägt. Gott ist ein rechter Richter, und ein Gott, der täglich droht: will man sich nicht bekehren, so hat er sein Schwert gewetzt und seinen Bogen gespannt und zielet! - Arioso
Weh ihnen, daß sie von mir weichen! Sie müssen verstöret werden, denn sie sind abtrünnig von mir geworden. Ich wollte sie wohl erlösen, wenn sie nicht Lügen wider mich lehrten. Ich wollte sie wohl erlösen, aber sie hören es nicht. Weh ihnen! Weh ihnen! - Rezitativ mit Chor
Obadjah
Hilf deinem Volk, du Mann Gottes! Es ist doch ja unter der Heiden Götzen keiner, der Regen könnte geben; so kann der Himmel auch nicht regnen; denn Gott allein kann solches alles tun.
Elias
0Herr! du hast nun deine Feinde verworfen und zerschlagen! So schaue nun vom Himmel herab und wende die Not deines Volkes. Öffne den Himmel und fahre herab. Hilf deinem Knecht, o du mein Gott!
Das Volk
Öffne den Himmel und fahre herab. Hilf deinem Knecht, o du mein Gott!
Elias
Gehe hinauf, Knabe, und schaue zum Meere zu, ob der Herr mein Gebet erhört.
Der Knabe
Ich sehe nichts: der Himmel ist ehern über meinem Haupte.
Elias
Wenn der Himmel verschlossen wird, weil sie an dir gesündigt haben, und sie werden beten und deinen Namen bekennen und sich von ihren Sünden bekehren, so wollest du ihnen gnädig sein. Hilf deinem Knecht, o du mein Gott.
Das Volk
So wollest du uns gnädig sein. Hilf deinem Knecht, o du mein Gott.
Elias
Gehe wieder hin und schaue zum Meere zu.
Der Knabe
Ich sehe nichts, die Erde ist eisern unter mir!
Elias
Rauscht es nicht, als wollte es regnen? Siehest du noch nichts vom Meere her?
Der Knabe
Ich sehe nichts!
Elias
Wende dich zum Gebet deines Knechts, zu seinem Flehn, Herr! Herr, du mein Gott! Wenn ich rufe zu dir, Herr, mein Gott, so schweige mir nicht! Gedenke, Herr, an deine Barmherzigkeit.
Der Knabe
Es gehet eine kleine Wolke auf aus dem Meere, wie eines Mannes Hand; der Himmel wird schwarz von Wolken und Wind; es rauschet stärker und stärker!
Das Volk
Danket dem Herrn, denn er ist freundlich.
Elias
Danket dem Herrn, denn er ist freundlich und seine Güte währet ewiglich!
- Chor – Das Volk
Dank sei dir, Gott, du tränkest das durstge Land! Die Wasserströme erheben sich, sie erheben ihr Brausen. Die Wasserwogen sind groß und brausen gewaltig. Doch der Herr ist noch größer in der Höhe.
Zweiter Teil
- Arie
Höre, Israel, höre des Herrn Stimme! Ach, daß du merktest auf sein Gebot! Aber wer glaubt unsrer Predigt, und wem wird der Arm des Herrn geoffenbart?
Rezitativ
So spricht der Herr, der Erlöser Israels, sein Heiliger, zum Knecht, der unter den Tyrannen ist, so spricht der Herr:
Arie
Ich bin euer Tröster. Weiche nicht, denn ich bin dein Gott! Ich stärke dich! Wer bist du denn, daß du dich vor Menschen fürchtest, die doch sterben? und vergissest des Herrn, der dich gemacht hat, der den Himmel ausbreitet und die Erde gegründet. Wer bist du denn?
- Chor
Fürchte dich nicht, spricht unser Gott, fürchte dich nicht, ich bin mit dir, ich helfe dir! Denn ich bin der Herr, dein Gott, der zu dir spricht: Fürchte dich nicht! Ob tausend fallen zu deiner Seite und zehntausend zu deiner Rechten, so wird es doch dich nicht treffen. - Rezitativ mit Chor
Elias
Der Herr hat dich erhoben aus dem Volk und dich zum König über Israel gesetzt. Aber du, Ahab, hast Übel getan über alle, die vor dir gewesen sind. Es war dir ein Geringes, daß du wandeltest in der Sünde Jerobeams und machtest dem Baal einen Hain, den Herrn, den Gott Israels zu erzürnen; du hast totgeschlagen und fremdes Gut genommen! Und der Herr wird Israel schlagen, wie ein Rohr im Wasser bewegt wird und wird Israel übergeben um eurer Sünde willen.
Die Königin
Habt ihrs gehört, wie er geweissagt hat wider dieses Volk?
Das Volk
Wir haben es gehört!
Die Königin
Wie er geweissagt hat wider den König in Israel?
Das Volk
Wir haben es gehört!
Die Königin
Warum darf er weissagen im Namen des Herrn? Was wäre für ein Königreich in Israel, wenn Elias Macht hätte über des Königs Macht? Die Götter tun mir dies und das, wenn ich nicht morgen um diese Zeit seiner Seele tue wie dieser Seelen einer, die er geopfert hat am Bache Kison.
Das Volk
Er muß sterben!
Die Königin
Er hat die Propheten Baals getötet.
Das Volk
Er muß sterben!
Die Königin
Er hat sie mit dem Schwert erwürgt.
Das Volk
Er hat sie erwürgt.
Die Königin
Er hat den Himmel verschlossen.
Das Volk
Er hat den Himmel verschlossen.
Die Königin
Er hat die teure Zeit über uns gebracht.
Das Volk
Er hat die teure Zeit über uns gebracht.
Die Königin
So ziehet hin und greift Elias, er ist des Todes schuldig. Tötet ihn, laßt uns ihm tun, wie er getan hat.
- Chor – Das Volk
Wehe ihm, er muß sterben! Warum darf er den Himmel verschließen? Warum darf er weissagen im Namen des Herrn? Dieser ist des Todes schuldig! Wehe ihm, er muß sterben, denn er hat geweissagt wider diese Stadt, wie wir mit unsern Ohren gehört. Soziehet hin, greifet ihn, tötet ihn! - Rezitativ
Obadjah
Du Mann Gottes, laß meine Rede etwas vor dir gelten! So spricht die Königin: Elias ist des Todes schuldig; und sie sammeln sich wider dich, sie stellen deinem Gang Netze und ziehen aus, daß sie dich greifen, daß sie dich töten! So mache dich auf und wende dich von ihnen, gehe hin in die Wüste. Der Herr, dein Gott wird selber mit dir wandeln, er wird die Hand nicht abtun noch dich verlassen. Ziehe hin und segne uns auch!
Elias
Sie wollen sich nicht bekehren! Bleibe hier, du Knabe; der Herr sei mit euch. Ich gehe hin in die Wüste!
- Arie Elias
Es ist genug! So nimm nun, Herr, meine Seele! Ich bin nicht besser denn meine Väter. Ich begehre nicht mehr zu leben, denn meine Tage sind vergeblich gewesen. Ich habe geeifert um den Herrn, um den Gott Zebaoth, denn die Kinder Israels haben deinen Bund verlassen, und deine Altäre haben sie zerbrochen, und deine Propheten mit dem Schwert erwürgt. Und ich bin allein übrig geblieben; und sie stehn danach, daß sie mir mein Leben nehmen! Es ist genug! So nimm nun, Herr, meine Seele! Ich bin nicht besser denn meine Väter. Nimm nun, o Herr, meine Seele! - Rezitativ
Siehe, er schläft unter dem Wacholder in der Wüste, aber die Engel des Herrn lagern sich um die her, so ihn fürchten. - Terzett – Drei Engel
Hebe deine Augen auf zu den Bergen, von welchen dir Hilfe kommt. Deine Hilfe kommt vom Herrn, der Himmel und Erde gemacht hat. Er wird deinen Fuß nicht gleiten lassen, und der dich behütet, schläft nicht. - Chor
Siehe, der Hüter Israels schläft noch schlummert nicht. Wenn du mitten in Angst wandelst, so erquickt er dich. - Rezitativ
Ein Engel
Stehe du auf, Elias, denn du hast einen großen Weg vor dir! Vierzig Tage und vierzig Nächte sollst du gehn bis an den Berg Gottes Horeb.
Elias
0 Herr, ich arbeite vergeblich und bringe meine Kraft umsonst und unnütz zu. Ach, daß du den Himmel zerrissest und führest herab! Daß die Berge vor dir zerflössen! Daß deine Feinde vor dir zittern müßten durch die Wunder, die du tust! Warum lässest du sie irren von deinen Wegen und ihr Herz verstecken, daß sie dich nicht fürchten? 0 daß meine Seele stürbe!
- Arie – Ein Engel
Sei stille dem Herrn und warte auf ihn; der wird dir geben, was dein Herz wünscht. Befiehl ihm deine Wege und hoffe auf ihn. Steh ab vom Zorn und laß den Grimm. Sei stille dem Herrn und warte auf ihn. - Chor
Wer bis an das Ende beharrt, der wird selig. - Rezitativ
Elias
Herr, es wird Nacht um mich; sei du nicht ferne! Verbirg dein Antlitz nicht vor mir! Meine Seele dürstet nach dir wie ein dürres Land.
Der Engel
Wohlan denn, gehe hinaus und tritt auf den Berg vor den Herrn, denn seine Herrlichkeit erscheinst über dir! Verhülle dein Antlitz, denn es naht der Herr.
- Chor
Der Herr ging vorüber, und ein starker Wind, der die Berge zerriß und die Felsen zerbrach, ging vor dem Herrn her, aber der Herr war nicht im Sturmwind. Der Herr ging vorüber, und die Erde erbebte, und das Meer erbrauste, aber der Herr war nicht im Erdbeben. Und nach dem Erdbeben kam ein Feuer, aber der Herr war nicht im Feuer. Und nach dem Feuer kam ein stilles sanftes Sausen. Und in dem Säuseln nahte sich der Herr. - Rezitativ
Seraphim standen über ihm, und einer rief zum andern:
Quartett mit Chor – Seraphim
Heilig, heilig, heilig ist Gott der Herr Zebaoth. Alle Lande sind seiner Ehre voll.
- Chor und Rezitativ
Gehe wiederum hinab! Noch sind übrig geblieben siebentausend in Israel, die sich nicht gebeugt vor Baal. Gehe wiederum hinab, tue nach des Herren Wort!
Elias
Ich gehe hinab in der Kraft des Herrn! Du bist ja der Herr! Ich muß um deinetwillen leiden, darum freuet sich mein Herz, und ich bin fröhlich; auch mein Fleisch wird sicher liegen.
- Arioso – Elias
Ja, es sollen wohl Berge weichen und Hügel hinfallen, aber deine Gnade wird nicht von mir weichen, und der Bund deines Friedens soll nicht fallen. - Chor
Und der Prophet Elias brach hervor wie ein Feuer, und sein Wort brannte wie eine Fackel. Er hat stolze Könige
gestürzt. Er hat auf dem Berge Sinai gehört die zukünftige Strafe und in Horeb die Rache. Und da der Herr ihn wollte gen Himmel holen, siehe, da kam ein feuriger Wagen mit feurigen Rossen, und er fuhr im Wetter gen Himmel.
- Arie
Dann werden die Gerechten leuchten wie die Sonne in ihres Vaters Reich. Wonne und Freude werden sie ergreifen. Aber Trauern und Seufzen wird vor ihnen fliehen. - Rezitativ
Darum ward gesendet der Prophet Elias, eh denn da komme der große und schreckliche Tag des Herrn: er soll das Herz der Väter bekehren zu den Kindern und das Herz der Kinder zu ihren Vätern; daß der Herr nicht komme und das Erdreich mit dem Banne schlage. - Chor
Aber einer erwacht von Mitternacht, und er kommt vom Aufgang der Sonne. Der wird des Herrn Name predigen und wird über die Gewaltigen gehen; das ist sein Knecht, sein Auserwählter, an welchem seine Seele Wohlgefallen hat. Auf ihmwird ruhen der Geist des Herrn: der Geist der Weisheit und des Verstandes, der Geist des Rats und der Stärke, der Geist der Erkenntnis und der Furcht des Herrn. Aber einer erwacht von Mitternacht. Und er kommt vom Aufgang der Sonne.
Quartett
Wohlan, alle die ihr durstig seid, kommt her zum Wasser, kommt her zu ihm! Wohlan, alle die ihr durstig seid, kommt her zu ihm, und neigt euer Ohr, und kommt zu ihm, so wird eure Seele leben.
- Schluß-Chor
Alsdann wird euer Licht hervorbrechen wie die Morgenröte, und eure Besserung wird schnell wachsen; und die Herrlichkeit des Herrn wird euch zu sich nehmen. Herr unser Herrscher! wie herrlich ist dein Name in allen Landen, da man dir danket im Himmel.
Amen.
Elias – Liturgische Texte während der Aufführung
Kyrie – im Anschluss an „Denn er hat seinen Engeln befohlen über dir“
Eine Geschichte der Bibel.
Wenn wir sie hören,
stellen sich Bilder ein von Themen,
die uns umtreiben.
Von Konflikten, die uns herausfordern
Unsere Fragen und Klagen
bringen wir vor Gott.
Viele Menschen haben Hunger.
Der Regen ist ausgeblieben.
Die Ernte verdorrt,
Die Tiere verdurstet.
Viele Menschen sind ohne Obdach.
Riesige Wassermassen haben alles mit sich gerissen.
Haus und Hof, Straßen und Brücken,
fruchtbare Böden.
Bist du es, Gott?
Willst du uns vertilgen?
Oder sind wir es und unsere Sünden?
Quelle des Lebens, wir rufen zu dir:
Erbarme dich!
Vorsänger: Herr, höre unser Gebet
Alle: Herr, höre unser Gebet
Viele Menschen haben Angst.
In Israel, in Gaza, im Libanon.
In den umkämpften Dörfern und Städten in der Ukraine.
In den Flüchtlingslagern im Sudan.
Angst vor Fremdenhass und Antisemitismus
– auch hier bei uns.
Ist niemand da, der sie tröste?
Der mutig vorangeht
auf dem Weg des Friedens und der Versöhnung?
Quelle des Lebens, wir rufen zu dir:
Erbarme dich!
Vorsänger: Herr, höre unser Gebet
Alle: Herr, höre unser Gebet
Viele Menschen sind verletzt an Leib und Seele.
Haben ihren Fuß an einen Stein gestoßen
– und mehr als das.
Traumatisiert von Gewalt und Krieg,
bedrückt von Krankheit und Kummer,
aufgewühlt von Fragen, die keine Antwort finden.
Wo sind die Engel, die tragen und bewahren?
Quelle des Lebens, wir rufen zu dir:
Erbarme dich!
Vorsänger: Herr, höre unser Gebet
Alle: Herr, höre unser Gebet
Reflexionen zu Beginn des 2. Teils
Orchester spielt Takt 1 und 2 aus der Einleitung von Nr 21:
Großer Jubel am Ende des ersten Teils.
Der Regen ist gekommen,
die Hungersnot überstanden.
Der Sohn der Witwe hat überlebt.
Und nun?
Ende gut, alles gut?
Das Blatt wendet sich noch einmal
und Elia, eben noch voll im Eifer des Gefechts,
gerät in eine Depression
Was müssen Menschen erleben,
damit sie umkehren auf den Weg zum Leben?
Große Not?
Eine Einsicht in tiefe Schuld?
Überwältigende Hilfe und Rettung?
All das haben sie erfahren
und lassen sie sich doch wieder verführen.
Wer wollte da nicht resignieren, Elia?
Und wo ist Gott in alledem?
Du glaubtest ihn sicher auf deiner Seite.
Ein Gott der Stärke, der sich nichts gefallen lässt.
Sein Wort wie ein Feuer
und wie ein Hammer, der Felsen zerschlägt
Wie ein Rausch war das, Elia,
dein Sieg über die Feinde.
Du hast sie fertig gemacht,
der Lächerlichkeit preisgegeben
und dem Tod.
Noch bist du der Held,
das Volk jubelt dir zu.
Aber bald wirst du erfahren:
Gewalt bringt neue Gewalt hervor.
Das zieht dir den Boden weg unter den Füßen.
Sollen sie doch machen ohne mich!
Soll Gott doch machen!
Ich habe genug.
So nimm denn Herr meine Seele,
ich bin nicht besser als meine Väter.
Die Verantwortung abgeben.
Sich zurückziehen ins Private.
Augen zu und Decke über den Kopf…
Doch Gott lässt dich nicht, Elia.
Gott hat einen Auftrag
und wird sich dir zeigen:
Nicht im Sturm,
auch nicht im Erdbeben und nicht im Feuer.
Im sanften Sausen wird Gott an dir vorübergehen.
Diesen Klang hast du nicht gehört
im Geschrei auf dem Karmel.
Was hättest du hören können?
„Schema Israel!
Höre, Israel des Herrn Stimme!
Merke auf sein Gebot.
Steh ab vom Zorn und lass den Grimm!
Sei stille dem Herrn und warte auf ihn!
Wohl dem, der auf Gottes Wegen geht.
Gott kommt leise.
Welche Klänge werden unser Herz berühren?
Welche Worte unser Denken verändern
und unsere Füße auf den Weg des Friedens bringen?
Fürbitten (vor dem Schlusschor)
Du, Gott, rufst uns.
Darum kommen wir zu dir
mit unseren Bitten und mit unserem Dank,
Durstig nach Wasser und hungrig nach Brot,
nach Liebe und Versöhnung.
Die Erde hat genug Nahrung für alle.
Doch die Not wird immer größer.
Kinder ohne Zukunft.
Väter, die im Krieg töten und zerstören,
anstatt ihre Kraft einzusetzen für das Wohl der Gemeinschaft.
Höre unsere Stimme, Gott!
Und lass auch uns deine Stimme hören!
Deine Bitten an uns:
„Gerechtigkeit ströme wie ein nie versiegender Bach.
Sucht den Frieden und geht ihm nach.“
Wir danken dir für das Wunder des Lebens.
Für deine Schöpfung, unser Zuhause.
Du traust uns zu, sie zu bebauen und zu bewahren.Doch die Arten sterben,
die Pole schmelzen,
Wüste breitet sich aus.
Höre unsere Stimme, Gott!
Und lass auch uns deine Stimme hören:
Die Klage von Mutter Erde,
von Pflanzen und Tieren.
Wir bitten für die Religionen,
die dich „Barmherziger“ nennen
und miteinander so unbarmherzig sind.
Vergib, wo wir deinen Namen missbrauchen,
den „Allmächtigen“ als Platzhalter,
um eigene Interessen durchzusetzen
oder unser Versagen zu entschuldigen.
Höre unsere Stimme, Gott!
Und lass auch uns deine Stimme hören:
„Ihr sollt mich lieben von ganzem Herzen
und ein Licht sein für die Welt“
Wir bitten mit allen, die Orientierung suchen
im Gewirr der Stimmen und Meinungen.
Bewahre uns davor, dass wir uns verführen lassen
von starken Worten und lauter Propaganda.
Unterbrich uns, damit wir innehalten,
und uns ausrichten an deinem Wort.
Höre unsere Stimme, Gott!
Und lass auch uns deine Stimme hören:
„Sucht mich von ganzem Herzen,
so will ich mich von euch finden lassen.“
Wir danken dir, Gott,
für dein Wort, das tröstet und befreit,
Für den Klang, der uns berührt und stärkt.
Für deine Verheißung.
Sie schenkt unserer Hoffnung langen Atem.
Elias – Liturgische Texte während der Aufführung
von Pfarrerin i.R. Andrea Wöllenstein
von Pfarrerin i.R. Andrea Wöllenstein
Kyrie – im Anschluss an „Denn er hat seinen Engeln befohlen über dir“
Eine Geschichte der Bibel.
Wenn wir sie hören,
stellen sich Bilder ein von Themen,
die uns umtreiben.
Von Konflikten, die uns herausfordern
Unsere Fragen und Klagen
bringen wir vor Gott.
Viele Menschen haben Hunger.
Der Regen ist ausgeblieben.
Die Ernte verdorrt,
Die Tiere verdurstet.
Viele Menschen sind ohne Obdach.
Riesige Wassermassen haben alles mit sich gerissen.
Haus und Hof, Straßen und Brücken,
fruchtbare Böden.
Bist du es, Gott?
Willst du uns vertilgen?
Oder sind wir es und unsere Sünden?
Quelle des Lebens, wir rufen zu dir:
Erbarme dich!
Vorsänger: Herr, höre unser Gebet
Alle: Herr, höre unser Gebet
Viele Menschen haben Angst.
In Israel, in Gaza, im Libanon.
In den umkämpften Dörfern und Städten in der Ukraine.
In den Flüchtlingslagern im Sudan.
Angst vor Fremdenhass und Antisemitismus
– auch hier bei uns.
Ist niemand da, der sie tröste?
Der mutig vorangeht
auf dem Weg des Friedens und der Versöhnung?
Quelle des Lebens, wir rufen zu dir:
Erbarme dich!
Vorsänger: Herr, höre unser Gebet
Alle: Herr, höre unser Gebet
Viele Menschen sind verletzt an Leib und Seele.
Haben ihren Fuß an einen Stein gestoßen
– und mehr als das.
Traumatisiert von Gewalt und Krieg,
bedrückt von Krankheit und Kummer,
aufgewühlt von Fragen, die keine Antwort finden.
Wo sind die Engel, die tragen und bewahren?
Quelle des Lebens, wir rufen zu dir:
Erbarme dich!
Vorsänger: Herr, höre unser Gebet
Alle: Herr, höre unser Gebet
Reflexionen zu Beginn des 2. Teils
Orchester spielt Takt 1 und 2 aus der Einleitung von Nr 21:
Großer Jubel am Ende des ersten Teils.
Der Regen ist gekommen,
die Hungersnot überstanden.
Der Sohn der Witwe hat überlebt.
Und nun?
Ende gut, alles gut?
Das Blatt wendet sich noch einmal
und Elia, eben noch voll im Eifer des Gefechts,
gerät in eine Depression
Was müssen Menschen erleben,
damit sie umkehren auf den Weg zum Leben?
Große Not?
Eine Einsicht in tiefe Schuld?
Überwältigende Hilfe und Rettung?
All das haben sie erfahren
und lassen sie sich doch wieder verführen.
Wer wollte da nicht resignieren, Elia?
Und wo ist Gott in alledem?
Du glaubtest ihn sicher auf deiner Seite.
Ein Gott der Stärke, der sich nichts gefallen lässt.
Sein Wort wie ein Feuer
und wie ein Hammer, der Felsen zerschlägt
Wie ein Rausch war das, Elia,
dein Sieg über die Feinde.
Du hast sie fertig gemacht,
der Lächerlichkeit preisgegeben
und dem Tod.
Noch bist du der Held,
das Volk jubelt dir zu.
Aber bald wirst du erfahren:
Gewalt bringt neue Gewalt hervor.
Das zieht dir den Boden weg unter den Füßen.
Sollen sie doch machen ohne mich!
Soll Gott doch machen!
Ich habe genug.
So nimm denn Herr meine Seele,
ich bin nicht besser als meine Väter.
Die Verantwortung abgeben.
Sich zurückziehen ins Private.
Augen zu und Decke über den Kopf…
Doch Gott lässt dich nicht, Elia.
Gott hat einen Auftrag
und wird sich dir zeigen:
Nicht im Sturm,
auch nicht im Erdbeben und nicht im Feuer.
Im sanften Sausen wird Gott an dir vorübergehen.
Diesen Klang hast du nicht gehört
im Geschrei auf dem Karmel.
Was hättest du hören können?
„Schema Israel!
Höre, Israel des Herrn Stimme!
Merke auf sein Gebot.
Steh ab vom Zorn und lass den Grimm!
Sei stille dem Herrn und warte auf ihn!
Wohl dem, der auf Gottes Wegen geht.
Gott kommt leise.
Welche Klänge werden unser Herz berühren?
Welche Worte unser Denken verändern
und unsere Füße auf den Weg des Friedens bringen?
Fürbitten (vor dem Schlusschor)
Du, Gott, rufst uns.
Darum kommen wir zu dir
mit unseren Bitten und mit unserem Dank,
Durstig nach Wasser und hungrig nach Brot,
nach Liebe und Versöhnung.
Die Erde hat genug Nahrung für alle.
Doch die Not wird immer größer.
Kinder ohne Zukunft.
Väter, die im Krieg töten und zerstören,
anstatt ihre Kraft einzusetzen für das Wohl der Gemeinschaft.
Höre unsere Stimme, Gott!
Und lass auch uns deine Stimme hören!
Deine Bitten an uns:
„Gerechtigkeit ströme wie ein nie versiegender Bach.
Sucht den Frieden und geht ihm nach.“
Wir danken dir für das Wunder des Lebens.
Für deine Schöpfung, unser Zuhause.
Du traust uns zu, sie zu bebauen und zu bewahren.Doch die Arten sterben,
die Pole schmelzen,
Wüste breitet sich aus.
Höre unsere Stimme, Gott!
Und lass auch uns deine Stimme hören:
Die Klage von Mutter Erde,
von Pflanzen und Tieren.
Wir bitten für die Religionen,
die dich „Barmherziger“ nennen
und miteinander so unbarmherzig sind.
Vergib, wo wir deinen Namen missbrauchen,
den „Allmächtigen“ als Platzhalter,
um eigene Interessen durchzusetzen
oder unser Versagen zu entschuldigen.
Höre unsere Stimme, Gott!
Und lass auch uns deine Stimme hören:
„Ihr sollt mich lieben von ganzem Herzen
und ein Licht sein für die Welt“
Wir bitten mit allen, die Orientierung suchen
im Gewirr der Stimmen und Meinungen.
Bewahre uns davor, dass wir uns verführen lassen
von starken Worten und lauter Propaganda.
Unterbrich uns, damit wir innehalten,
und uns ausrichten an deinem Wort.
Höre unsere Stimme, Gott!
Und lass auch uns deine Stimme hören:
„Sucht mich von ganzem Herzen,
so will ich mich von euch finden lassen.“
Wir danken dir, Gott,
für dein Wort, das tröstet und befreit,
Für den Klang, der uns berührt und stärkt.
Für deine Verheißung.
Sie schenkt unserer Hoffnung langen Atem.
Vitae der Solistinnen und Solisten
Die von der Presse gefeierte Sopranistin Simone Schwark ist vor allem im Bereich der Alten Musik tätig. Sie arbeitet u.a. mit den Dirigenten Gabriel Garrido, Florian Heyerick, Andreas Küppers, Andrew Parrott, Michael Schneider, Christoph Siebert, Carlos Spierer, Winfried Toll und Michael A. Willens zusammen. Simone Schwark ist gerngesehener Gast bei den Göttinger Händelfestspielen, dem Festival Genève été, den Ludwigsburger Schlossfestspielen, den Weilburger Schlosskonzerten und anderen Festivals. Am Stadttheater Gießen war sie als Barbara in Telemanns „Emma und Eginhard“ und als Eurilla in Haydns „Orlando Paladino“ engagiert. Bei den Internationalen Maifestspielen am Staatstheater Wiesbaden war sie als Drusilla in Monteverdis „L`incoronazione di Poppea“, als Venus in John Blows Masque „Venus and Adonis“ und als Oriana in Händels „Amadigi di Gaula“ zu hören. Auch als Ensemblesängerin ist Simone Schwark gefragt und tritt zusammen mit dem Johann Rosenmüller Ensemble oder bei der Bachstiftung St. Gallen auf.
Solistische CD-Einspielungen liegen u.a. mit dem Johann-Rosenmüller-Ensemble vor (Telemann-Kantaten, Reformationsmusiken und das „Johannes-Evangelium“ von Daniel Bollius) sowie Graupner-Kantaten mit Florian Heyerick. In Freiburg aufgewachsen studierte Simone Schwark Elementare Musikpädagogik, Gesangspädagogik, Lied- und Operngesang an den Musikhochschulen Freiburg, Stuttgart und Frankfurt. Zu ihren Lehrern gehören Beata Heuer-Christen, Carole Meyer-Bruetting und Thomas Heyer. Meisterkurse an der Internationalen Bachakademie bei Dunja Vejzovic, Klesie Kelly, Renée Morloc und Dietrich Fischer-Dieskau rundeten ihre Ausbildung ab. Wichtige künstlerische Impulse erhielt sie zuletzt von Sibylla Rubens.
Von 2015 bis 2018 hatte Simone Schwark einen Lehrauftrag für Gesang an der Justus-Liebig-Universität Gießen inne. Mit besonderem Interesse widmet sich Simone Schwark zusammen mit der Pianistin Anna Naretto dem Liedgesang, insbesondere dem Deutschen Lied als auch den Werken spanischer und französischer Komponisten. Eine enge Zusammenarbeit verbindet sie mit dem Cembalisten Jürgen Banholzer, mit dem sie 2023 eine neue CD, „Il Guardo di Maria“, vorstellte.
Caroline Jacob wurde 2004 in Frankfurt am Main geboren. Nach erstem Gesangsunterricht bei Simone Schwark studiert sie seit 2022 an der Hochschule für Musik und Theater Leipzig Historischen Gesang bei Yosemeh Adjei und Florian Sievers. Während ihrer Schulzeit war sie Mitglied mehrerer Chöre und Vokalensembles im Rhein-Main-Gebiet. Besonders begeistert von geistlicher Barockmusik singt sie regelmäßig als Solistin in Gottesdiensten und Konzerten. Im Jahr 2024 war sie Finalistin beim XXIV. Internationalen Johann-Sebastian-Bach-Wettbewerb in Leipzig.
Ulrike Schneider studierte Gesang in Köln, Basel und Berlin, sowie privat bei Margreet Honig und Dunja Vejsovic. Nach dem Studium war sie Mitglied des Opernstudios der Bayerischen Staatsoper. Ihr erstes Opernengagement führte nach Luzern, wo sie in den wichtigsten Rollen des lyrischen Mezzosopranfaches debütierte, danach gehörte sie lange dem Ensemble des Opernhauses Halle an, wo sie in dramatischere Partien hineinwuchs. Von 2011 bis 2022 war sie am Staatstheaters Kassel engagiert, wo sie 2014 mit dem Volksbühnenpreis und 2017 mit dem Irma Jansa-Preis vom Publikum geehrt wurde. Aktuell ist sie Ensemble-Mitglied an der Oper Leipzig. Zweimal wurde sie zur Sängerin des Jahres nominiert, 2015 war sie Titelheldin der begeistert aufgenommenen Produktion Agrippina bei den Göttinger Händelfestspielen, die mit dem Helpman-Award ausgezeichnet wurde. Zahlreiche Konzerte führten sie ins europäische Ausland. Im MDR ist sie immer wieder in Rundfunkproduktionen zu erleben. Marek Janowski, Jun Märkl, Ingo Metzmacher, Fabio Luisi, Thomas Dausgaard, Howard Arman, Marcus Creed, Laurence Cummings, Michael Schneider und Tomas Hanus gehören zu den Dirigenten mit denen Ulrike Schneider arbeitet. In der Spielzeit 2024/25 verkörpert Ulrike Schneider die Rolle der Kabanicha in Katja Kabanova am Staatstheater Kassel.
Der Lied- und Oratorientenor Georg Poplutz gehört zu den vielgefragten Interpreten seines Fachs. Er konzertiert bei namhaften Festivals und in bedeutenden Kirchen und Konzertsälen im In- und Ausland und arbeitet dabei u.a. mit Jörg-Andreas Bötticher, Rudolf Lutz, Ralf Otto, Arno Paduch, Hans-Christoph Rademann, Michael Schneider, Christoph Spering, Andrzej Szadejko und Michael Willens zusammen. Konzertreisen führten ihn außerdem nach China, Mexiko, Singapur und Südafrika. Unter den zahlreichen Rundfunk- und aktuell etwa 100 CD-Produktionen, an denen Poplutz als Solist mitgewirkt hat, sind u.a. Kantaten für die J.S.Bach-Stiftung St. Gallen mit Lutz und zahlreiche Werke für die Heinrich-Schütz-Gesamtaufnahme mit Rademann zu finden, die 2020 mit dem „Opus Klassik“ ausgezeichnet wurde. 2022 erschienen die beiden Solo-CDs „Ich bin mit Gott vergnügt – zuversichtlich durch die Zeiten“ (Barockkantaten mit Andreas Köhs und dem Telemann-Ensemble Frankfurt, spektral) und „Das ist meine Freude – Liebeslieder, Jubel- und Psalmgesang im 17. Jahrhundert“ (mit dem Johann Rosenmüller Ensemble und Arno Paduch, Zink; cpo).
Mit großer Begeisterung widmet sich Poplutz außerdem dem Liedgesang. Er hat u.a. gemeinsam mit seinen musikalischen Partnern Hilko Dumno (Klavier, CD „Lieder an die Entfernte“), Asendorf & Hladek (Gitarren, CD „Die schöne Müllerin“) und Jürgen Banholzer (Orgel, CD „O güldnes Licht“) ein breites Liedrepertoire erarbeitet, das 2023 um eine Aufnahme mit Eichendorff-Liedern u.a. von Schumann, Wolf und Lutz mit Rudolf Lutz am Piano ergänzt wurde („Nur über uns die Linde rauscht“, spektral).
Nach dem Staatsexamen für das Lehramt in Münster und Dortmund studierte der im westfälischen Arnsberg aufgewachsene Georg Poplutz Gesang in Frankfurt/M. und Köln bei Berthold Possemeyer, Rainer Hoffmann und Christoph Prégardien. Er wurde durch Menuhins „LiveMusicNow“ gefördert und 2009 mit dem Frankfurter Mendelssohn-Sonderpreis ausgezeichnet. Seit 2010 wird er stimmlich von Carol Meyer-Bruetting beraten.
Nach zahlreichen Preisen bei Wettbewerben wurde Jens Hamann, als höchstbewertete Männerstimme, Bachpreisträger des XVI. Internationalen Johann-Sebastian-Bach-Wettbewerbs in Leipzig. Als „kerniger Bariton mit lyrischer Gesanglichkeit und dramatischem Volumen“ wird der gebürtige Stuttgarter Jens Hamann von der Fachpresse begeistert beschrieben, „seine unglaublich weiche, technisch in allen Lagen ausgeglichene Stimme“ und sein „Vorbild an Gestaltungskraft“ werden hervorgehoben. Neben der Verbindung von „warmem Balsam und sonorer Würze mit großem Ausdruck“ beeindrucke „die musikalische wie intellektuelle Ausgewogenheit“: „Eine Prachtstimme, die einem intelligenten Sänger gehört.“ Jens Hamann war Mitglied der Stuttgarter Hymnus-Chorknaben und absolvierte sein Studium in der Gesangsklasse von Rudolf Piernay an der Staatlichen Musikhochschule Mannheim. In Meisterklassen arbeitete er mit Peter Schreier, Irwin Gage und Wolfram Rieger. Der Bariton konzertierte in den Vereinigten Staaten, Japan, China, Russland und fast allen Ländern Europas.
Der vielseitige Sänger tritt in europäischen Musikzentren wie der Berliner Philharmonie, dem Concertgebouw Amsterdam oder dem Parco della Musica Rom, sowie bei herausragenden Festivals wie dem Rheingau Musik Festival, dem Festival Oude Muziek Utrecht, dem Festival de musique de La Chaise-Dieu oder dem Musikfest Bremen auf. Im Laufe seiner Karriere arbeitete er mit den Dirigenten Sigiswald Kuijken, Frieder Bernius, Morten Schuldt-Jensen, Hans-Christoph Rademann und Helmuth Rilling zusammen. Eine Fülle von CD-Einspielungen liegt vor, die von der Fachpresse mit dem MIDEM Classical Award, dem
Diapason d’Or, dem Preis der deutschen Schallplattenkritik oder dem Pizzicato Supersonic Award gewürdigt wurden. Bemerkenswert sind insbesondere die Aufführungen aller Vokalwerke Johann Sebastian Bachs beim bis 2021 angelegten Projekt „Bach:vokal“ in der Stuttgarter Stiftskirche mit Kay Johannsen. Mit Frieder Bernius arbeitete der versierte Ensemblesänger in einem kontinuierlichen Vokalsolistenprojekt bis zum World Symposium on Choral Music 2020 in Auckland intensiv zusammen. Gemeinsam mit dem Pianisten Götz Payer, dem Organisten Christian Drengk und dem Lautenisten Thorsten Bleich widmet sich Jens Hamann dem Liedgesang. Diese Zusammenarbeit ist in den aktuellen Soloalben ‚Cara mia Cetra‘ und ‚Goldne Himmelspfade‘ dokumentiert. Am Aufbau des Jugendkonzertchor der Chorakademie Dortmund und der Entwicklung bis zum Gewinn des 1. Preises beim Deutschen Chorwettbewerb 2018 hat Jens Hamann als Mitbegründer seit 2012 maßgeblichen Anteil und brachte seine Fähigkeiten in Zusammenarbeit mit Anne Kohler und Sibylla Rubens in der Vorbereitung des Gründungskonzerts des Bundesjugendchors in der Berliner Philharmonie 2021 ein. Als Initiator des Klassikfestivals ‚niederbergisch-märkisches VokalmusikFest in Sprockhövel‘ bemüht sich der Sänger um hochklassige Konzerte für das Publikum in der Region um Ennepe und Ruhr.
Das Orchester der Frankfurter Sinfoniker wurde 1986 von Günther Gräf ins Leben gerufen. Das Orchester setzt sich vorwiegend aus Musikerinnen und Musikern der Opernhäuser im Rhein-Main-Gebiet zusammen. Die musikalische Flexibilität der Orchestermitglieder erlaubt es dem Orchester, Konzertveranstaltungen jeglicher Art auf künstlerisch höchstem Niveau durchzuführen, was auch immer wieder von einem begeisterten Publikum und der Fachpresse bestätigt wird.
Neben einer Vielzahl von Konzertverpflichtungen im Inland führt das Orchester des Weiteren Konzertreisen ins Ausland durch (in der Vergangenheit z. B. 1992 nach Spanien sowie 2006 und 2007 nach Seoul/Südkorea).
Hinführungen zur Malerei und Fotografie von Doris Conrads
Der Lehrer an der Städelschule
„Die Freiheit des Sehens ist uralt, aber das Auge der Menschheit, das den Himmel spiegelt, wächst zu wie ein Teich, durch die Kultur, die ich reinige, pflanze um und schneide zurück, bis der Himmel sich wieder spiegelt.“ (Professor Reimer Jochims, Frankfurt)
Die isländische Dramaturgin
Zu Doris Conrads: Ihre Bilder wecken in mir die Vorstellung, dass ich fliegen könnte. Man spürt allmählich eine grenzenlose Freiheit und weilt in einer entspannten Welt mit einem Horizont, ferne und weiter als alles, was wir kennen. Wir sind dort unter den Wolken, unter dem Sternenhimmel, und die Stimmung durchmisst das gesamte Register der Gefühle. Es gibt eben erwartungsvolle Wolken, zornige, fliehende und verliebte … Sowohl auf der Leinwand wie in der Fotografie fängt Doris Conrads Momente ein, die uns dem Himmel näher bringen und uns, ja, Anteil an ihm haben lassen. (Sigrun Valbergsdottir, Regisseurin und Dramaturgin)
Der Philosoph:
„Der Nordischen Mythologie zufolge wurden die Wolken bekanntlich gebildet aus der Riesen Gehirn. Und wahrlich: Es gibt kein besseres Sinnbild für die Wolken denn Gedanken und kein besseres für Gedanken den Wolken. Wolken sind ja Hirngespinste und Gedanken, was sind sie anderes. Sieh, darum wird man alles anderen müde, doch der Wolken nicht.“ Sören Kierkegaard
Der Theologe:
„400 mal kommt der Himmel in der Bibel vor. Über seine Farbe erfahren wir nichts. Blau muss er sein, würde Goethe sagen, denn in seiner Farbenlehre ist blau die Farbe, die vor uns zurückweicht. In blauer Farbe werden uns Himmel präsent als sich entziehend. Und so wie der Mensch, der uns anzieht, gerade dadurch verführt, dass er sich entzieht, so liegt auch im Blau des Himmels ein verführerischer Reiz… Und blau in den feinsten Abstufungen, blauweiß, blaugrau, blauschwarz, schwarzweissgraublau….sind die Himmelsbilder – Wolken und Sterne – von Doris Conrads …“ (Professor Dr. Thomas Erne, Marburg)
Der Galerist:
„Erst durch die neu entdeckte Figürlichkeit in der Malerei und durch eine Etablierung der Kunst der Fotografie besann man sich der Qualitäten der Himmelsgebilde. Stille Bedrohung, Fernweh, Ruhe vor dem Sturm, all diese stimmungsgeladenen Parameter erlangten wieder eine Geltung. Doris Conrads Arbeiten entstammen künstlerischer Neugierde an den Begriffen Unendlichkeit, Raum und Zeit“(Dr. Michael Herrmann, Lorraine Ogilvie Gallery Marburg)
Der isländische Schriftsteller:
„Wo der Gletscher aufragt, hört das Land auf, irdisch zu sein. Und die Erde hat Anteil am Himmel, dort wohnen keine Sorgen mehr, und deshalb ist Freude nicht nötig, dort herrscht allein die Schönheit, über jede Forderung erhaben.“ (Halldor Laxness, Nobelpreisträger Island)
Der biblische Elia – Kämpfer für den Gott Israels
von Prof. Christl M. Maier im Rahmen des Kantorei-Werkstattgesprächs am 7. November 2024 im Kantoreisaal
von Prof. Christl M. Maier im Rahmen des Kantorei-Werkstattgesprächs am 7. November 2024 im Kantoreisaal

Elia wird in 1Kön 17 – 2Kön 1 als ein Wundertäter und Prophet des Herrn geschildert, der in vielerlei Hinsicht aus dem Rahmen fällt. Sein Name ist sprechend – Elijah: „mein Gott ist Jah“ – und weist ihn als Anhänger des Gottes Israels aus. Dessen Eigenname lautete wohl „Jahwe“, wird aber in der jüdischen Tradition nicht ausgesprochen, sondern durch die Akklamation Adonaj „mein Herr“ ersetzt. In der Lutherübersetzung wird HERR in Großbuchstaben geschrieben; in meiner Auslegung schreibe ich JHWH – das ist die Umschrift der vier Konsonanten des Namens Gottes im Hebräischen. In der griechischen Übersetzung heißt der Prophet Elias. Sein Heimatort Tischbe liegt irgendwo im Ostjordanland. Er tritt aus dem Nichts auf und kündigt König Ahab von Israel (870–851 v.d.Z.) eine Dürre an (1Kön 17,1), die so lange dauern werde bis er etwas anderes verkünde.
Was eine jahrelange Dürre für ein Land bedeutet, in dem die Menschen vom Anbau von Getreide, Oliven und Wein leben, in dem ohnehin nur im Winterhalbjahr Regen fällt und die Sommersonne die Felder regelrecht verbrennt, lässt sich leicht ausmalen.
Diese Notsituation bildet den Hintergrund einer ersten Reihe von Episoden um Elia in 1Kön 17-18: Elia wird von Gott an den Bach Krit im Ostjordanland beordert und von Raben mit Essen versorgt, bis der Bach austrocknet (1Kön 17,2-7). Danach wandert er nach Sarepta an die Mittelmeerküste südlich der Stadt Sidon. Er trifft eine Witwe, die selbst kaum mehr zu essen hat und wirkt ein Wunder, so dass ihr Mehltopf und Ölkrug nicht zur Neige gehen. Den plötzlich gestorbenen Sohn der Witwe erweckt er mit Gesten und Gebeten wieder zum Leben (1Kön 17,8-24). In diesen Geschichten erscheint Elia als umherwandernder Magier und Wundertäter – mit Fellmantel und ledernem Schurz gekleidet (so 2Kön 1,8).
Ein Prophet als Eremit, der in unwirtlichen Gegenden überlebt – das ist die Ausnahme in einer Zeit, in der ein Prophet wie Nathan als Berater des Königs am königlichen Hof tätig ist (2Sam 7) oder die Prophetengruppe aus Rama sich mit Tanz und Musik in Ekstase versetzt, um mit einer Gottheit in Kontakt zu treten (1Sam 10). Das deutsche Wort Prophet geht auf das griechische prophētes (wörtlich: „Vorsager/Fürsprecher“) zurück und meint eine Person, die für jemand anderen spricht: prophētes ist die griechische Übersetzung des hebräischen navi‘ „der Berufene“ bzw. nevi‘ah „die Berufene“. Die Befragung von Gottheiten schloss im Alten Orient magische Praktiken und Wahrsagekunst wie Eingeweideschau und Astrologie, auch Traumdeutung und Totenbeschwörung (vgl. 1Sam 28) ein, und die Quellen erwähnen Männer und Frauen. Prophetinnen in der Hebräischen Bibel sind z.B. Mirjam, die Schwester des Mose (Ex 15,20), und Hulda, die ähnlich wie Jeremia die Zerstörung Jerusalems ankündigt (2Kön 22,14). Erst in späterer Zeit werden in Israel die magischen Künste abgelehnt und gilt als Prophet nur eine Person, die das Wort Gottes weitergibt (vgl. Dtn 18,9-22).
Nach zwei Jahren kehrt Elia zurück nach Samaria, in die Hauptstadt von Ahabs Königreich, in der wegen der Dürre eine große Hungersnot herrscht. Dort konfrontiert Elia den König mit der Anklage, er habe den Gott Israels verlassen und folge den Baalen (1Kön 18,18). Der Plural verweist auf eine Reihe anderer Gottheiten, von denen der kanaanäische Wettergott Baal die wichtigste ist. Im damaligen Syrien-Palästina wurden viele Gottheiten verehrt und jede hatte spezielle Kompetenzen. Isebel, die Tochter des Königs von Sidon und Ehefrau König Ahabs, unterstützt nach 1Kön 18,19 am israelitischen Königshof 450 Propheten des Baal und 400 Propheten der Fruchtbarkeitsgöttin Aschera, lässt aber die Propheten JHWHs töten (1Kön 18,4). Dass Israels Gott auch für den Regen und die Fruchtbarkeit der Felder sorgt, ist für die Erzählung selbstverständlich, denn sein Prophet Elia kündigt ja eine Dürre an (vgl. auch Ps 29; Hos 2,10-11). JHWH oder Baal – wer ist der wahre Gott, dem für Regen und Ernte gedankt werden soll?
Um das zu entscheiden, fordert Elia die Baalspropheten zu einer Opferprobe auf dem Berg Karmel heraus. Auf dem Altar ihrer Gottheit sollen sie Holz aufschichten und ein Opfertier zubereiten. Dasselbe tut Elia, der hier allein gegen die Vielen steht, und zunächst den zerstörten Altar seines Gottes wieder aufbauen muss. Wessen Gott als erster das Holz durch Feuer vom Himmel entzünden kann, ist der wahre Gott.
Die Erzählung von 1Kön 18 ist durchweg parteiisch für Elia, denn sie charakterisiert die Baalspropheten polemisch als religiöse Fanatiker: Sie rufen unablässig „Baal erhöre uns!“, hinken um den Altar, ritzen sich mit Messern die Haut auf, bis sie bluten, aber ihr Gott bleibt stumm. Nicht so Elia! Er lässt sogar noch Wasser auf den Altar schütten, betet laut zu seinem Gott – und plötzlich fällt Feuer vom Himmel, entzündet das nasse Holz und verzehrt das Opfer. Der wunderliche Einzelgänger Elia und sein Gott haben über die geballte Macht der Baalspropheten gesiegt. Elia lässt seine Gegner an den Bach Kischon bringen und töten – das hierfür gebrauchte Verb wird sonst für das Schlachten von Opfertieren verwendet. Ein grausamer und blutrünstiger Höhepunkt von Elias Wirken, der Isebels Gewalttat an den Propheten JHWHs vergilt. Danach kündigt er den Regen an, der kurz darauf mit Macht einsetzt (1Kön 18,45).
Diese Opferprobe auf dem Karmel ist eine erschütternde Geschichte voller Gewalt, die heutige Leserinnen und Leser abschreckt und ratlos zurücklässt. Die Darstellung Israels als eines wankelmütigen und auf wunderhafte Gottesbeweise angewiesenen Volkes ist ein Zerrbild. Die Tötung der „unterlegenen“ Propheten erscheint als blutiger Racheakt und Elia selbst als religiöser Fanatiker, der im Namen seines Gottes mordet. Was sollte die Moral einer solchen Geschichte sein?
Zunächst ist zu betonen: Die Feuerprobe auf dem Karmel ist eine fiktive Geschichte. Sie hat so ganz sicher nicht stattgefunden, sondern ist eine Symbolgeschichte, die schon voraussetzt, was sie zeigen will: Es gibt nur eine Gottheit, JHWH, den Gott Israels. Allein er kann Wunder wirken und ist für alle Belange seines Volkes zuständig. Zweitens: 1Könige 18 ist keine Erzählung der Sieger, sondern, historisch betrachtet, der Unterlegenen. Tatsächlich war das Volk Israel im ersten Jahrtausend v.d.Z. die meiste Zeit den Großmächten ohnmächtig ausgeliefert. Das Nordreich Israel, in dem die Erzählung spielt, musste seit Mitte des 9. Jahrhunderts Assyrien jährlich hohe Tribute zahlen und wurde schließlich Stück für Stück in das neuassyrische Reich eingegliedert. Nach dreijähriger Belagerung wurde Samaria 722 v.d.Z. erobert, was zugleich das Ende dieses Königreichs bedeutete. Zwanzig Jahre später standen die neuassyrischen Truppen vor Jerusalem, zogen aber wieder ab. Etwa hundert Jahre später belagerten die neubabylonischen Truppen die Stadt zweimal innerhalb von zehn Jahren, und 587 wurde auch Jerusalem erobert und samt Tempel durch Feuer zerstört. Auf die babylonischen Machthaber folgten die Perser und dann Alexander der Große und seine Nachfolger. Im Alten Orient galt: Wer andere militärisch besiegt, dessen Gottheiten sind stärker. Im Umkehrschluss bedeutete das: Israels Gott war zu schwach, um sein Volk zu beschützen.
In 1Kön 18 schreiben die Opfer der Geschichte ihrem Gott gegen allen Augenschein den Sieg zu – er ist die allein wirksame Gottheit. Die Eliafigur repräsentiert diejenigen Menschen, die an JHWH trotz der politischen Niederlagen festhielten und ihren Glauben nicht durch die vielen Andersgläubigen erschüttern ließen. Die Tötung der Baalspriester ist daher kein eigentlicher Racheakt, sondern eine bloße Rachephantasie, die literarisch (re-)produziert, was historisch nicht möglich war. Diese Sicht auf die Erzählung erklärt die Gewaltdarstellung, freilich ohne sie zu legitimieren.
Aber die Eliaerzählung geht noch weiter. Nach seinem Sieg auf dem Karmel muss Elia fliehen, denn Isebel, die Mäzenin der Baalspropheten, droht ihm Vergeltung an. Er flieht nach Süden in die Wüste Negev, legt sich völlig entkräftet unter einen Ginsterstrauch und will sterben (1Kön 19,4). Wieder geschieht ein Wunder: Ein Engel berührt den schlafenden Elia, der plötzlich Brot und Wasser neben sich liegen sieht. Er isst und trinkt und schläft erneut ein. Noch einmal erscheinen der Engel und die Speise und danach kann Elia weiter in die Wüste laufen bis er schließlich an den Gottesberg Horeb kommt und dort in einer Höhle übernachtet.
Mit der Bibel vertraute Leserinnen und Leser horchen hier auf: Horeb ist ein anderer Name für den Berg Sinai, der nicht lokalisiert werden kann, aber der Sage nach auf der arabischen Halbinsel liegt. Es ist der Berg der Gottesoffenbarung. Am Sinai ist Gott dem Volk Israel auf seinem Weg aus Ägypten erschienen – mit Gewitter, Erdbeben und Feuer (Ex 19,16.18). Dort hat Gott Mose auf den Berg beordert und ihm die Tafeln des Gesetzes übergeben, damit das Volk sich an diesen Geboten ausrichten und so nach dem Willen Gottes leben kann (Ex 24,12).
Dass die Eliaerzählung an Gottes Erscheinen auf dem Sinai erinnert, wird durch Stichworte und Parallelen ersichtlich. Vierzig Tage und Nächte wandert Elia kraft der göttlichen Speise durch die südliche Wüste (1Kön 19,8). Vierzig Tage und Nächte bleibt Mose bei Gott auf dem Berg (Ex 24,18). Im Gegensatz zur Sinaierzählung begegnet Gott dem Elia jedoch anders als erwartet. Es kommt ein starker Wind auf – aber JHWH ist nicht im Wind. Dann folgt ein Erdbeben – aber auch hierin zeigt sich JHWH nicht. Danach lodert ein Feuer auf – aber JHWH ist nicht im Feuer. Schließlich ein leises Wehen, ein kaum hörbares Sausen – erst da tritt Elia aus der Höhle heraus und hält sich den Mantel vors Gesicht aus Furcht vor dem Anblick Gottes. Und tatsächlich hört er Gottes Stimme: „Was machst du hier, Elia?“ Elia antwortet, er habe für JHWH, seinen Gott, geeifert, er sei allein übriggeblieben und aus Angst um sein Leben geflohen (1Kön 19,14). Elia erkennt in der Erzählung selbst die Schonungslosigkeit seiner Aktion und dass er mit seinem gewaltvollen Eifern das Gegenteil von dem erreichte, was er wollte: Das Volk hat sich nicht zu JHWH bekannt, und er ist nun völlig isoliert. Hier könnte die Geschichte des prophetischen Außenseiters zu Ende sein – als eine Geschichte vom Siegen und Scheitern.
Aber die Erzählung geht noch einmal weiter: Gott schickt Elia zurück; er soll nach Damaskus gehen und einen Mann namens Jehu zum König salben, der Ahabs Dynastie gewaltsam beenden wird. Elia konfrontiert Ahab und Isebel damit, dass sie sich ein Grundstück durch einen Justizmord angeeignet haben (1Kön 21). Er kündigt Ahabs Sohn und Nachfolger, der immer noch Baal verehrt, den Tod an (2Kön 1,16). Außerdem findet Elia einen Schüler namens Elisa, der seinetwillen Haus und Hof verlässt (1Kön 19,19) und später eine Prophetengruppe anführt (2Kön 4 – 8). Als die beiden am Jordan unterwegs sind, wird Elia plötzlich im Wettersturm in den Himmel entrückt (2Kön 2,11). Nur seinen Mantel lässt er zurück und mit diesem Gewand wird nun Elisa zum Wundertäter und Propheten.
Aufgrund dieser Entrückung in den Himmel wird Elia in der späteren Tradition zum ultimativen Gottesboten. Maleachi 3,23-24 kündigt vor dem Weltende Elias Wiederkunft auf Erden an. Dann soll er, so heißt es, die Väter mit den Kindern versöhnen, damit Gott die Erde gerade nicht vernichtet. In jüdischer und christlicher Rezeption wird Elia zum Wegbereiter Gottes und Vorläufer des Messias. Manche haben Johannes den Täufer als wiedergekehrten Elia verstanden (Mt 11,9-10; Lk 7,26-27). In Erwartung von Elias Kommen wird am Seder-Abend des jüdischen Passamahls ein Becher Wein für ihn bereitgestellt. Die Alte Kirche stilisiert Elia zum Vorbild des mönchisch lebenden Asketen. Im Koran wird Elia neben Zacharias, Johannes und Jesus zu den Rechtschaffenen gezählt (Sure 6,85) und als von Gott gesandter Eiferer für den rechten Glauben dargestellt, der von seinen Zeitgenossen verkannt und der Lüge bezichtigt wird (Sure 37,123-132) – und so zum Vorbild Mohammeds.
Elia kommt aus dem Nichts und verschwindet in den Wolken. Als historische Person ist der Prophet nur schwer greifbar. Was von ihm erzählt wird, ist wunderbar und schrecklich. Als literarischer Charakter ist er ein Kritiker der Mächtigen, sozial ein Außenseiter, in seinem Eifern für Gott rigoros und gewalttätig, in der Wüste verängstigt und allein, aber immer wieder von Gott bewahrt. Die schillernde Gestalt des wundertätigen Propheten ist faszinierend und ambivalent. An Elia wird die Frage nach Gottes Wirken in der Welt durchgespielt – Leserinnen und Leser bis heute müssen ihre eigene Antwort darauf finden.
Zum Weiterlesen: Rainer Albertz, Elia. Ein feuriger Kämpfer für Gott (Biblische Gestalten 13), Leipzig 2006.
Christl M. Maier ist Professorin für Altes Testament am Fachbereich Evangelische Theologie der Philipps-Universität Marburg und Altistin in der Kurhessischen Kantorei Marburg
„Will denn der Herr nicht mehr Gott sein in Zion“ – Gedanken zu Felix Mendelssohn Bartholdy und seinem Oratorium Elias in sieben Schritten
von Pfarrer i. R. Hannes Eibach im Rahmen des Kantorei-Werkstattgesprächs am 7. November 2024 im Kantoreisaal
von Pfarrer i. R. Hannes Eibach im Rahmen des Kantorei-Werkstattgesprächs am 7. November 2024 im Kantoreisaal

Biographische Anmerkungen
1 Der Komponist und Pianist Felix Mendelssohn Bartholdy stammte aus einer bekannten, wohlhabenden und einflussreichen jüdischen Familie. Väterlicherseits war er ein Enkel des Tora-Gelehrten und bedeutenden Philosophen der Aufklärung Moses Mendelssohn. ² Moses Mendelssohn ist durch Lessing bekannt geworden. Der jüdische Gelehrte zeichnete sich durch eine hohe religiöse Toleranz aus, obwohl oder gerade, weil er Zeit seines Lebens antisemitischen Anfeindungen ausgesetzt war.
Der Vater von Felix hieß ³ Abraham. Abraham leitete mit seinem Bruder eine Bank und trug wesentlich zum finanziellen Reichtum und Einfluss der Familie in Preußen bei.
Seine Mutter Lea, geborene Salomon, kam aus einer Fabrikantenfamilie.
Nach einem zwischenzeitigen Aufenthalt in Hamburg zog die Familie 1811 wieder nach Berlin zurück. Alle Kinder von Abraham und Lea Mendelssohn wurden christlich erzogen und am 4 21. März 1816 von dem Pfarrer der Reformierten Gemeinde Neu-Jerusalem in einer Haustaufe evangelisch getauft. Darüber hinaus fügte Abraham dem Familiennamen Mendelssohn den „christlichen“ Namen Bartholdy hinzu, den Leas Bruder Jakob Salomon aus Rom mitgebracht hatte.
Abraham und Lea Mendelssohn Bartholdy konvertierten schließlich 1822 zum Christentum und ließen ihren Sohn Felix 1825 in der Berliner Parochialkirche konfirmieren.
- Zum zeitgeschichtlichen Kontext
Ab 1836 feierte der Komponist erfolgreichen Aufführungen seines Oratoriums Paulus in England. Schon seit dieser Zeit trug er die Idee für eine zweites Oratorium mit sich und beschäftigte sich seitdem mit der Gestalt des Propheten Elia. 5 Am 26. August 1846 beim Birmingham Triennial Music Festival konnte dieses Werk uraufgeführt wurde.
Die Jahrzehnte vorher waren durch eine große Dürre in Mitteleuropa geprägt. Wenn gleich am Anfang der Chor im Oratorium singt: „Die Tiefe ist versieget. Und die Ströme sind vertrocknet. Dem Säugling klebt die Zunge am Gaumen vor Durst. Die jungen Kinder heischen nach Brot“ – dann steht dahinter nicht nur ein Zitat aus Klageliedern (4,4), sondern ruft wohl auch die Hungersnot in Erinnerung, unter die ärmere Bevölkerungsschicht litt. Witterungsbedingte „Missernten“ und die zusätzlich seit 1844 grassierende Kartoffelfäule dezimierten die Vorräte an Grundnahrungsmitteln und führten auf dem Höhepunkt der Krise in den folgenden Jahren zu Aufständen6 und Revolten in den europäischen Städten. Wenn der Chor in Nr.1 mit Jeremia 8,20 klagt: „Die Ernte ist vergangen, der Sommer ist dahin und uns ist keine Hilfe gekommen“, dann mögen sich solche bedrängenden Erfahrungen darin widerspiegeln.
Die Bevölkerung begehrte auf. Es ist die Zeit des Vormärz – zwei Jahre vor der Revolution. Der Widerstand gegen eine restaurative Politik autoritärer Unterdrückung – auch durch massive Gewalt – wächst. Die Anklage gegen die Willkür herrschaftlicher Macht findet in Nr. 23 seinen Ausdruck, wenn Elia dem König Ahab vorwirft: „Du hast tot geschlagen und fremdes Gut genommen“.
Bei den Forderungen nach nationaler Einigung, Bürger- und Freiheitsrechten spielten die Sängerfeste eine besondere Rolle. Daran nahmen teilweise Tausende von Sängern teil. Vielleicht ist von dieser Aufbruchsstimmung auch etwas in dem Oratorium zu spüren.
- Zum Libretto
Mendelssohn hat sich an seinem Freund, den Dessauer Pfarrer Julius Schubring gewandt mit der Bitte, ihm bei der Textvorlage für sein Oratorium zu unterstützen. In einem Brief von 1838 schilderte er ihm seine Vorstellung: „Ich hatte mir eigentlich beim Elias einen rechten durch und durch Propheten gedacht, wie wir ihn etwa heut zu Tage wieder brauchen könnten, stark, eifrig, auch wohl bös und finster, im Gegensatz zum Hofgesindel und Volksgesindel, und fast zur ganzen Welt im Gegensatz, und doch getragen wie von Engelsflügeln.“ Schubring hatte bereits das Libretto bei dem Paulusoratorium wesentlich gestaltet und lieferte ihm auch für das Elias-Oratorium immer wieder Vorschläge. Doch wandte sich der Komponist 7 entschieden gegen den Versuch von Schubring, die Gestalt des Propheten christologisch zu überhöhen.
Er wollte sich nicht „zu sehr aus der Haltung des (alttestamentlichen) Ganzen entfern[en]“, wie er es in einem Brief formulierte. Mendelssohn wollte Elia allein aus der prophetischen Tradition her verstehen – so wie es bei Maleachi und im Oratorium erklingt:„Er (gemeint ist hier Elias) soll das Herz der Väter bekehren zu den Kindern, und das Herz der Kinder zu den Vätern, dass der Herr nicht komme und das Erdreich mit dem Banne schlage“ (3,23+24). Diese Entscheidung war für Mendelssohn sehr wichtig und beendete den Kontakt mit Schubring.
- Zur Assimilierung
Wie schon erwähnt, strebte der Vater Abraham Mendelssohn-Bartholdy danach, sich durch eine Konversion zum Christentum mit seiner Familie in die preußische Gesellschaft zu assimilieren. Es ging ihm gewiss um Anerkennung, sie vor antisemitischen Übergriffen zu schützen. Den jüdischen Anteil an seinem Nachnamen versuchte er dadurch zu minimieren, indem er sich M. Bartholdy nannte. In einem Brief von 1830 mahnte er seinen Sohn: „Du kannst und darfst nicht Felix Mendelssohn heißen. Du musst Dich also Felix Bartholdy nennen. Einen christlichen Mendelssohn gibt es so wenig wie einen jüdischen Konfuzius. Heißt Du Mendelssohn, so bist Du eo ipso ein Jude, und das taugt Dir nicht, schon allein, weil es nicht wahr ist.“ Felix ignorierte den väterlichen Rat und widersetzte sich immer wieder dem Drängen des Vaters.
Felix Mendelssohn hat mit seinem Schaffenswerk und der Wiederaufführung der Musik von Johann Sebastian Bach dem Christentum viel gegeben. Doch spätestens mit seinem Elias zeigt er, dass er nicht bereit ist, sein jüdisches Erbe aufzugeben. In der vorletzten Nummer 41 seines Elias heißt es: „Aber einer erwacht von Mitternacht und er kommt vom Aufgang der Sonne… Wohl an, alle, die ihr durstig seid, kommt zu ihm.“ Vor diesem messianischen Horizont bekennt sich der Komponist zu seinen jüdischen Wurzeln und hält sein Werk zugleich offen für eine christliche Perspektive.
- Zum Antisemitismus
Das Interesse und die Bereitschaft von Jüdinnen und Juden am gesellschaftlichen, kulturellen und politischen Leben in Deutschland des 19. Jahrhunderts, traf neben mancher positiven Resonanz auch auf Neid, Missgunst, verbale und offene Gewalt.
Während eines Sommerurlaubs 1819 schrien Straßenkinder in dem Küstenort Dobberan an der Ostsee Felix und seiner 14jährigen Schwester Funny „Hepp-Hepp! Judenjung!“ entgegen, bevor sie die Geschwister körperlich attackierten. Scheinbar gleichmütig befreite der 10jährige seine Schwester aus der bedrohlichen Situation. Erst als sie heimkehrten, weinte er vor Zorn und Scham.
Die Hepp-Hepp-Unruhen – nach der populären Straßen- und Gewaltparole „Hepp! Hepp!! Hepp!!! Aller Juden Tod und Verderben! Ihr müsst fliehen oder sterben!“ 8 – gingen in diesem Jahr von der fränkischen Residenzstadt Würzburg aus und führten in Deutschland und in europäischen Nachbarstaaten zu pogromartigen Ausschreitungen.
Schon vorher wurden in der Berliner akademischen Gesellschaft antisemitische Äußerungen salonfähig – geprägt von einer tiefen Abwertung und Vernichtungsfantasien. So ließ sich der Historiker und Historiograph des Preußischen Staates Friedrich Rühs 1814 zu der Bemerkung hinreißen: “Gelingt es nicht, die Juden zur Taufe zu bewegen, dann bleibt nur eins: sie gewaltsam auszurotten!”
Das Bestreben nach der Gründung eines Nationalstaates führte zur hasserfüllten Abgrenzung gegenüber vermeintlichen äußeren und inneren Gegnern. Der christliche Publizist und Dichter9 Ernst Moritz Arndt stellte fest, dass das Volk der Deutschen es durch alle Zeiten vermocht habe, nicht zu „verbastarde(n), keine Mischlinge geworden“ zu sein. Nun sei das „germanische Wesen im höchsten Maße durch das Voranrücken der Franzosen und der Juden bedroht, welche letztere mit dem Prosperieren von „Ungeziefer“ zu vergleichen sei. Forderungen nach Dialog, Humanität und Toleranz gegenüber Juden bezeichnete Arndt als „Allerweltsphilosophie und Allerweltliebe“ und als Zeichen von „Schwächlichkeit und Jämmerlichkeit“. Arndt verdammte eine solche Haltung: „Verflucht aber sei die Humanität und der Kosmopolitismus, womit ihr prahlet! Jener allweltliche Judensinn, den ihr uns preist als den höchsten Gipfel menschlicher Bildung.“
In dieser geistigen Atmosphäre bereitete der künstlerische Mentor des jungen Felix Karl Friedrich Zelter 10 den greisen Geheimen Rat Johann Wolfgang von Goethe in seinem Brief vom 26. Oktober 1821 auf den Besuch eines 12jährigen musikalischen Wunderkindes aus dem Hause Mendelssohn mit folgenden Worten vor:
“Er ist zwar ein Judensohn, aber kein Jude. Der Vater hat mit bedeutender Aufopferung seine Söhne nicht beschneiden lassen und erzieht sie, wie sich´s gehört; es wäre wirklich einmal eppes Rores (etwas Rares), wenn aus einem Judensohne ein Künstler würde.”8
Als 23jähriger bewarb sich Mendelssohn 1832 auf die Leitungsstelle bei der Berliner Singakademie. Er wurde eindeutig abgelehnt. Obwohl er den Chor 1829 mit der Wiederaufführung von Bach’s Matthäuspassion zu einem viel beachteten Musikereignis führte, erhoben sich heftige Gegenstimmen: „…die Singakademie sei, durch ihre fast ausschließliche Beschäftigung mit geistlicher Musik, ein christliches Institut, es sei darum unerhört, dass man ihr einen Judenjungen zum Director aufreden wolle“.
In den Jahren zwischen 1835 und 1841 musste sich die Familie Mendelssohn mit einer antisemitisch intendierten Intrige auseinandersetzen. Prof. Friedrich Wilhelm Riemer11 gab den Briefwechsel von Zelter und Goethe heraus – u.a. mit dem Zitat von dem „Judensohn“. Die antisemitische Polemik, mit welcher Riemer das Haus Mendelssohn anschließend überzog, trug wahrscheinlich u.a. zu dem plötzlichen Tod Abraham Mendelssohns durch einen Schlaganfall bei. Riemer kommentierte die von ihm ausgelöste Affaire: „Was nun die Persönlichkeit Zelters anbetrifft, so habe ich mir die ganze Synagoge auf den Hals geladen, und ich glaube kaum, dass der alte Tempel das Klagegeschrei und Gequatsche aushält “.
Die antisemitische Hetze gepaart mit dem Neid auf den künstlerischen Erfolg drang auch in den Raum der Musikrezensionen ein. Eine Folge davon findet sich bei Richard Wagner12 in seiner Schrift „Das Judenthum in der Musik“ vier Jahre nach der Uraufführung des Elias wieder: „Dieser Mendelssohn hat uns gezeigt, dass ein Jude … die feinste und mannigfaltigste Bildung, das gesteigertste, zartempfindende Ehrgefühl besitzen kann, ohne durch die Hilfe aller dieser Vorzüge es je ermöglichen zu können, auch nur ein einziges Mal die tiefe, Herz und Seele ergreifende Wirkung hervorzubringen, welche wir von der Kunst erwarten.“ Wagner machte die Einstellung salonfähig, dass Juden „aufgrund ihrer Natur“ unfähig seien, wahre Kunst zu erschaffen. Er wurde damit zu einem der Wegbereiter für einen biologisch begründeten Antisemitismus. In der Folgezeit fügen sich in die kritischen Kommentare zu Mendelssohns Werk nahtlos die karikierenden Darstellungen jüdischer Sprache und Gesangs ein, wie sie seit Beginn der Neuzeit längst in das Bewusstsein deutscher Kultur und Lebensweise eingewandert sind und bis tief in das 20. Jahrhundert hinein fortgeschrieben wurden.
Heinrich Eduard Jacob13 stellte 1958 in seinem Portrait „Felix Mendelssohn und seine Zeit“ am Ende fest: „Die Musik Felix Mendelssohns ist keines natürlichen Todes gestorben. Sie wurde ermordet.”
- Zum Umgang von Felix Mendelssohn Bartholdy mit den antisemitischen Anfeindungen
Nachdem Mendelssohn die Matthäuspassion von Bach wiederentdeckt und am 11. März 1829 in Berlin mit der Berliner Singakademie aufgeführt hat, sagte der zwanzigjährigen Musiker mit bitterer Selbstironie: „Was ist das für ein wunderlicher Zufall, dass es ein Judenjunge sein muss, der den Leuten die größte christliche Musik wiederbringt“. Obwohl es als Musiker in Preußen anerkannt war, sah er seine Situation niemals als ungefährdet an. So schrieb er in einem Brief an seinen Mentor Zelter 1832 aus Paris, dass er zukünftig auch andere europäische Musikzentren aufsuchen würde, falls er in Deutschland auf Ablehnung stoßen sollte, wenn denn: „die Leute mich einmal in Deutschland nirgend mehr haben wollen, dann bleibt mir die Fremde immer noch, wo es dem Fremden leichter wird, aber ich hoffe, ich werde es nicht brauchen.“18
Als Reaktion auf das schon erwähnte Buch von Friedrich Wilhelm Riemer schrieb Felix 1841 an seinen Bruder Paul: „Lies übrigens das ganze Capitel „Juden“, um den Mann gehörig kennen zu lernen. Ich weiss wohl, dass der selige Vater mirs zum Gesetz gemacht hat, in keiner Weise von gedruckten Angriffen Notiz zu nehmen…, aber dass einer den Namen unseres verstorbenen Vaters und unserer Ahnen auf so elende Art missbraucht, daß kann und darf ich nicht ungeahndet lassen.“
- Ein tröstlicher und hoffnungsvoller Ton klingt durch das dramatische Werk
Felix Mendelssohn wählte als Ausgangspunkt für sein Oratorium die Auseinandersetzung mit der drohender Vernichtung Israels. Die entscheidende Frage stellt sich für ihn mit den Worten aus Jeremia 8,19: „Will denn der Herr nicht mehr Gott sein in Zion?“ (Nr.1). Was folgt daraus, wenn sich Gott nicht nur von seinem Volk abwendet, sondern gegen sie richtet? „Er wird uns verfolgen, bis er uns tötet“ (Nr.5).
Die drohende Vernichtung vor Augen führt zu einer entscheidenden Zäsur.
Gott wird sich abwenden von allen, die ihn hassen. Und er wendet sich denen in Barmherzigkeit zu, die seine Gebote halten (Nr. 5).
An dieser Stelle taucht die Frage nach einer intrinsisch angelegten Bereitschaft zur Gewalt auf, wie sie z.B. Jan Assmann gestellt hat: Führt der Eifer der Abgrenzung gegenüber den Abweichlern von einem Bündnis (bzw. der Bindung wie es im Judentum heißt und ja auch im Ritus immer wieder neu vollzogen wird) in seiner Auswirkung nicht nur zu einer inneren Stärkung, sondern auch zu einer gewalttätigen Einstellung gegenüber sich selbst und dadurch auch nach außen?
Mendelssohn setzt auf die lebenserneuende Kraft einer Umkehr für alle, die sich neu auf die Weisungen Gottes einlassen. In der Begegnung zwischen Elia und der Witwe zitiert er Worte aus dem Sch‘ma Jisrael14: „Du sollst den Herrn, deinen Gott, liebhaben von ganzem Herzen, von ganzer Seele, von allem Vermögen“ (Nr. 8). Mendelssohn bezieht sich hier auf das jüdische Glaubensbekenntnis und lässt den Chor antworten: „Wohl dem, der den Herrn fürchtet und auf seinen Wegen geht“ (Nr.9).
Danach folgt der Konflikt zwischen Ahab und Elia mit dem Wettstreit zwischen den Propheten Baals und dem Gott Israels. Herausfordernd für uns heute ist der Ausdruck verhöhnender Überlegenheitsgefühle mit dem Willen zur Vernichtung der Feinde.
Als Begründung dient auch hier der Bezug zum Sch‘ma Jisrael: „Der Herr, unser Gott, ist ein einiger Gott und es sind keine anderen Götter neben ihm“ (Nr. 16).
Der zweite Teil des Oratoriums beginnt erneut mit dem Bezug auf das Sch‘ma Jisrael durch die Eröffnung: „Höre, Israel, höre des Herrn Stimme“ und die Ermutigung, an diesem Bund festzuhalten: „So spricht der Erlöser Israels, sein Heiliger, zum Knecht, der unter den Tyrannen ist, so spricht der Herr: Ich bin euer Tröster. Weiche nicht, weiche nicht, denn ich bin dein Gott“ (Nr. 21) – worauf der Chor voller Zuversicht mit den Worten aus Jesaja 41,10 antwortet: „Fürchte dich nicht, spricht unser Gott, fürchte dich nicht, ich bin mit dir“ (Nr. 22). Der Chorsatz führt in einem fugenartigen Mittelteil zu den Worten aus Psalm 91,7: „ob tausend fallen zu deiner Seite und zehentausend zu deiner Rechten, so wird es dich nicht treffen“ (Nr. 22). In diesem Psalm geht es um einen Schutz, den nur Gott geben kann. Doch was für ein grundlegendes, aber auch abgründiges Vertrauen drückt sich in diesem martialischen Bild aus? Wie missverständlich kann so etwas angesichts erlebter Kriegserfahrungen wie auch aktueller Kriegshandlungen gehört werden?
Ich habe mich gefragt, warum Mendelssohn den Mittelteil mit dem von ihm ausgewählten Psalmwort mit einer Fuge versieht.
Uwe Maibaum hat mich darauf aufmerksam gemacht, dass Johann Sebastian Bach seine Fugen oft inhaltlich mit dem Thema „Gesetz“ verbunden hat. Gesetz ist nicht nur als ein menschlicher Versuch zu verstehen, das Zusammenleben nach vereinbarten Regeln zu organisieren, sondern mehr noch als eine kosmische Ordnung, hinter der letztendlich – für Menschen nicht einsehbar – Gottes Wille steht. Wagt Mendelssohn in diesem Psalmwort so etwas wie einen Blick auf eine unergründbare Wirklichkeit, die auch noch hinter der Erfahrung von Gewalt stehen mag? So wie es Schalom Ben Chorin in seinem bekannten Gedicht gewagt hat, wenn er sagt: „Tausende zerstampft der Krieg, eine Welt vergeht. Doch des Lebens Blütensieg leicht im Winde weht“.
Im Oratorium führt das Vertrauensmotiv zum nächsten Schritt in dem Drama. Als Elia versucht, gegen König Ahab vorzugehen und seine Verantwortung für den Baalskult offenzulegen, schafft es die Königin, das Volk unter den Willen des Königs zu beugen und sich im Zorn gegen Elia zu erheben und ihn zu beschuldigen: „Er hat den Himmel verschlossen. Er hat teure Zeit über uns gebracht. Er ist des Todes schuldig, Tötet ihn, lasst uns ihm tun, wie er getan hat“ (Nr. 23).
Es geschieht, was oft geschieht. Wer die Schuld offenlegt, wird anschließend zum Beschuldigten erklärt. Das Volk bestätigt die Worte der Königin und schreit heraus: „So ziehet hin, greifet ihn, tötet ihn“ (Nr.24).
Der Prophet Obadja jedoch warnt Elia und fordert ihn auf, in die Wüste zu gehen. Dort beklagt Elia seine Wirkungslosigkeit15 gegenüber einem Volk, das sich nicht nur gegen ihn, sondern auch gegen seinen Gott wendet. Elia ist müde und will sein Leben am Ende in Gottes Hand legen. Wenn Mendelssohn nun seinen Elias die Worte singen lässt: „Es ist genug, so nimm denn Herr meine Seele, ich bin nicht besser als meine Väter“ (Nr. 26), dann klingt dies nicht wie der Ausdruck einer existentiellen Angst vor einem abgründigen Nichts, so wie es vielleicht von einem Menschen zu erwarten wäre, der sich am Ende seiner Möglichkeiten und nur noch den Tod vor Augen sieht.
Mendelssohn bringt zum Ausdruck, in welch einer tiefen Erschöpfung Elias angekommen ist. Doch darin klingt eine vertrauensvolle Sehnsucht an, auch jetzt noch auf die Hilfe Gottes hoffen zu dürfen.
In dieser Krise setzt sich so etwas wie eine schwebende Zuversicht durch, die ihren Ausdruck der Engel im Terzett mit Worten aus Psalm 121 findet: „Hebe deine Augen auf zu den Bergen, von welchen dir Hilfe kommt“ (Nr. 28).
Der Weg von Elia geht weiter. Ein Engel empfiehlt: „Sei stille des Herrn und warte auf ihn“ (Nr. 31) und ein Chor bestärkt ihn darin: „Wer bis an das Ende beharrt, der wird selig“ (Nr. 32). Gott erweist sich dem Elia in neuer Weise. Nicht in den gewaltigen Energien der Schöpfung und ihrer Zerstörungskraft ist seine Nähe erfahrbar. „Und nach dem Feuer kam ein stilles, sanftes Säuseln. Und in dem Säuseln nahte sich der Herr“ (Nr. 34). Mit dem anschließenden Sanctus (Nr. 35) macht Mendelssohn deutlich, dass Gottes Gegenwart in einer kaum wahrnehmbaren Wirklichkeit mitten im Alltag dieser Welt erfahrbar werden kann.
Dramatisch lässt Mendelssohn anschließend Elia im feurigen Wagen16 als Vermittler einer neuen Beziehung zwischen Gott und seinem Volk gen Himmel fahren (Nr. 38). Er stellt ihn als den kommenden Messias vor: „Aber einer erwacht von Mitternacht. Und er kommt vom Aufgang der Sonne“ (Nr. 41).
Der Prophet, welcher einst in seinem Eifer zum Mord gegen die Gegner der Gottesvolkes aufgerufen hat, wird für Mendelssohn zum Wegbereiter für den Anbruch neuer Verhältnisse. Er steht für ein Licht der Zuversicht, die durch das fürchterliche und gewaltsame Geschehen hindurchleuchtet – eine messianische Perspektive, die auch für eine christliche Auslegung offensteht.
Dieser Linie folgt das Oratorium bis zum Schluss. Einem von Diskriminierung, Neid und wachsender Gewalt bedrängten Menschen leuchtet eine Botschaft auf, die die dunkle Macht von Schuldzuweisungen, Verteufelungen, Verfolgung bis hin zur Vernichtung für immer durchdringt und mit neuer Hoffnung erfüllt – so elementar wie die Vision von einem neuen Himmel und einer neuen Erde.
Ein Licht bricht hervor wie die Morgenröte, in der die Herrlichkeit des Herrn nicht nur für Israel, sondern für alle Völker aufscheinen wird: „Herr, unser Herrscher, wie herrlich ist dein Name in allen Landen“ (Nr. 42).
Felix Mendelssohn Bartholdy erweist sich in seinem Elias als Enkel seines Großvaters. Er folgt der Einstellung von Moses Mendelssohn, die sich mit einem ihm zugeschriebenen Zitat charakterisieren lässt: „Ein jeder lebe seines Glaubens und seiner Überzeugung und liebe seinen Nächsten wie sich selber.
Gott anbeten und dem Menschen wohltun, dieses ist Zweck und Ziel unseres Hierseins, unsere Bestimmung in diesem und unsere Hoffnung in jenem Leben. Alles übrige mag dahingestellt bleiben.“
Coda
Wir leben in einer anderen Zeit als in der Mitte des 19. Jahrhunderts. Die Frage nach dem Umgang und der Erfahrung mit Gewalt vor Gott, wie sie sich für Mendelssohn gestellt hat, ist nicht einfach übertragbar auf eine Situation, wie sie sich für uns stellt – nach der Shoa, nach dem 7. Oktober 2023 und nach der anschließenden Bombardierung des Gaza-Streifens. Der Künstler Richard Stumm stellt sich dieser Frage mit seinem Werk „Gedenken“ – aktuell mit seiner Installation in der Marburger Universitätskirche.
Wie aber begegnen wir der Frage von dem Umgang mit Gewalt vor Gott heute bei einer Aufführung des Oratoriums? Lässt uns dieses Werk eher befremdet zurück oder lässt sich die Begegnung mit Gewalt durch dieses Werk und durch das Medium der Musik transformieren – so wie es für Mendelssohn mit seiner Darstellung von dem Geschehen um den Propheten Elia so eindrucksvoll möglich war?
Hannes Eibach war u.a. Pfarrer an der Universitätskirche in Marburg und Studienleiter am Studienseminar der EKKW in Hofgeismar. Er sing im Tenor der Kurhessischen Kantorei
Die Spur verschiedener Gottesbilder im Alten Testament
Überlegungen Propst i.R. Helmut Wöllenstein zur Vorbereitung der Aufführung des „ELIAS“-Oratoriums im Rahmen des Kantorei-Werkstattgesprächs am 7. November 2024 im Kantoreisaal
Überlegungen Propst i.R. Helmut Wöllenstein zur Vorbereitung der Aufführung des „ELIAS“-Oratoriums im Rahmen des Kantorei-Werkstattgesprächs am 7. November 2024 im Kantoreisaal

Manche Gottesbilder im Alten Testament kommen uns eindeutig vor. Für den Moment, in dem wir davon lesen, sind sie wie auf dem Punkt. Doch wenn wir noch einmal wieder lesen, wenn wir darüber nachsinnen – ich gebrauche bewusst dieses Wort „nachsinnen“ – kann sich eine andere Seite darin zeigen oder mehrere andere Seiten. Damit entsprechen die Gottesbilder dem, was in einem der 10 Gebote über Gottesbilder generell gesagt wird: „Du sollst Dir kein Bildnis von Gott machen“. Nichts in Stein meißeln, nichts aus Holz schnitzen und auch nicht narrativ meißeln und schnitzen, um dann solch eine Figur anzubeten. Das entspricht wiederum einem der tiefsten Texte biblischer Gotteserfahrung. Mose begegnet Gott in der Wüste vor einem Dornbusch, der brennt und nicht verbrennt. Er hört Gott sagen „Ich bin der bin“; oder besser übersetzt „ich bin, der ich sein werde“. Der Theologe Eberhard Jüngel hat versucht, genau dieses Unfassbare noch einmal genauer zu fassen in einem Buchtitel: „Gottes Sein ist im Werden“.
Das war jetzt etwas abstrakt. Die Texte der Hebräischen Bibel sind dem Leben näher. Mir geht es jetzt darum, die Ambivalenzen in Gottesbildern nachvollziehbar zu machen. Für uns. Für uns aktuell. Gegen unsere Neigung, dass wir uns gerne schnell auf eine Seite stellen.
Ich tue dies mit drei biblischen Figuren, Noah, Elia und Hosea. Verknüpft mit drei Themen: Ökologie, Religion und Politik. Es wird kein ordentlicher Vortrag. Es sind drei Kurzformen in einer Mixtur aus Meditation, Gebet und Predigtgedanken.
- Noah – ökologisch
Natürlich lieben wir alle den lieben Gott. Der seinen Engeln befiehlt, dass sie dich behüten auf allen deinen Wegen. Die gute Hirtin, die uns an nichts mangeln lässt. Den, der dir alle deine Sünden vergibt und heilet alle deine Gebrechen. Die, die allen ihre Speise gibt zur rechten Zeit und sättigt alles, was da lebt mit Wohlgefallen. So ein lieber Gott.
Aber wie wäre es, wenn Gott in seiner großen Liebe der Erde einmal wieder eine Sintflut schicken würde? Und diese 8 Milliarden Zerstörer*innen zerstörte, oder sagen wir doch stark reduzierte. Eine Milliarde könnte ja übrigbleiben. Also eine Reinigung seiner Schöpfung, ein Resett, ein Neuanfang. Weil wir Menschen es einfach nicht hinkriegen. Weil wir dichten und trachten von Jugend an – immer zu unseren Gunsten. Wir wissen, es müsste sich radikal etwas ändern, aber wir handeln nicht, nicht konsequent. Können nicht, wollen nicht. Die Zerstörung der Natur war nie so dramatisch wie heute. Wir vernichten vieles unwiederbringlich. Nicht so wie bei der alten Sintflut, dass von jedem Tier ein Paar übrig bleibt. Wir rotten aus. Wir lassen verschwinden für immer. Wäre das nicht befreiend, wenn Gott dazwischenfahren würde? So eine Spülung wie damals? Du lieber Gott – wäre das nicht Liebe?
Ohne mich, sagt Gott. Das habe ich einmal getan und danach gesagt: Nie wieder. Als ich den Rauch von Noahs Dankopfer riechen konnte, wo es sonst nur Gestank gab, Verwesung, tote Menschen und Tiere, ist es mir an die Seele gegangen. Und ich habe bereut, dass ich bereut hatte, die Menschen zu schaffen und sie beseitigt habe wegen ihrer Bosheit. Da hat sich etwas in mir umgedreht. Und darauf setzte ich heute bei euch Menschen. Dass ihr den Dreh hinbekommt. Dass ihr euch bewegt.
Denn mein Plan hat nicht funktioniert. Die Katastrophe hat euch nicht zu neuen Menschen gemacht. Ihr seid ganz die alten. Aber ich bin anders geworden. Vernichten, um zu erneuern, ist keine Option mehr für mich. Ich bin einer, der segnet, der einen Bund macht nach der Sintflut, mit allem, was lebt, auch mit den Tieren. Habt ihr das eigentlich einmal richtig gelesen in der Bibel? — Kein Völkermord, damit etwas besser wird. So wie ihr jeden Völkermord begründet. – Seht ihr den Regenbogen? Ich habe ihn in die Wolken gehängt. Als Zeichen: Ich bin kein Jäger mehr! Schaut ihn euch an. Er steht immer nur kurze Zeit am Himmel. Er lässt sich nicht von euch greifen, er ist nicht zu fassen. Zwischen Licht und Dunkel leuchtet er auf, zwischen Gewitter und Sonne. Jetzt ist Frieden sagt er. Bunt ist er, in sich vielfältig, in komplementären Farben aber nie schwarz-weiß. Und gebogen ist er. In einer wunderbaren Biegung, immer etwas anders, aber nie gerade, nie starr-linear. So ist meine Liebe. Sie nimmt immer die Richtung, die jetzt gut ist. Also: kehrt um, nehmt die Kurven. Ich bin dabei.
2. Elia – religiös
Wie wäre es, wenn der liebe Gott sein Liebensgebot selbst durchsetzen würde in der Welt, gegen den Hass, gegen das Zerbröckeln der Religionen, gegen das Verstummen der Kirchen, gegen all die Unklarheiten im Dauerdiskurs, was nun wirklich der richtige Weg zum Frieden ist. Wie gerne würden wir in dem Gemenge von Lügen und fake News seine klare Stimme hören. Schön laut. Warum denn nicht wie Blitz und Donner? Es muss ja keinen einzigen Menschen treffen. Aber hinhören müssten alle. Ein Sturm für das Gute. Ein Erdbeben, so dass die Betonbunker aufbrechen, in denen sich die Ideologen verschanzen.
Ja, Gott könnte seine Stärke auch in der Schönheit beweisen. In der Fruchtbarkeit, in den Kräften der Natur. Darin dass Weibliches und Männliches unbedingt zusammenkommen wollen und alle anderen auch, und daraus neues Leben entsteht. In den Bäumen könnte er sich zeigen. In gutem Wetter. In einem Blauwal, 35 Meter lang, der 150 Jahre lebt, so irrsinnig vital. – Aber eindeutig müsste es sein. Mensch, Gott, sei doch bitte so überzeugend, dass alle hinschauen und eine Gänsehaut kriegen – wie das heute immer sein muss – und sagen: Seht doch, da ist Gott. Und das ist, was er von uns will: Dass wir in Beziehung sind, mit ihm oder mit ihr. Untereinander. Und mit allem, was lebt. Dass wir uns achten, die Gebote halten, die Liebe immer als erstes Gebot. Warum haust du nicht auf diese Pauke, lieber Gott?
Mache ich nicht, sagt er. Niemals werde ich euch zwingen zur Liebe. Erzwungene Liebe ist keine. Niemals mehr werde ich donnern. Sprechen will ich zu euch in vielen Sprachen, ihr sollt hinhören und verstehen, langsam, einen Gedanken nach dem anderen. Niemals werde ich euch Blitze liefern, denn ihr schaut rein und seid blind. Nie werde ich Begeisterungsstürme entfachen, weil sie so schnell umschlagen in Fanatismus. Nie werde ich eure Seelen massieren, so dass ihr nicht anders könnt, als an mich glauben. Denn dann werdet ihr mechanisch – automatisch – religiös routiniert und vorbei ist es mit dem lebendigen Glauben.
Verstecken will ich mich. Ihr werdet mich suchen, in den Wüsten. Vielleicht werdet ihr einen Hauch von mir hören, ein Säuseln. Damit ihr die Ohren spitzt und noch genauer hinhört, auf die Zwischentöne, auf das Für und Wider und die drei Möglichkeiten dazwischen. So dass ihr sagen könnt, das will Gott von jetzt uns – will er das? So dass ihr den Ton findet, wenn ihr einstimmt, aus der Stille. Wenn ihr anfangt zu summen mit dem säuselnden Hauch und langsam lauter werdet, immer schöner und kräftiger. Vielstimmig und dann alle zusammen. Manchmal dann doch wie eine Pauke.
- Hosea – politisch
Wie wäre es, wenn wir einen Gott hätten, der handeln würde, der dazwischenfahren würde? Um sein Recht durchzusetzen, von dem wir lesen, es bedeutet Gerechtigkeit für alle Menschen. Und sei es nur für das Minimum, Essen und Trinken, Wohnen, frei sein, Hilfe bekommen. Eingreifen sollte Gott, nicht zuschauen, wo es doch oft von ihm heißt: Er sieht dich. Er sieht dich an, er hat dein Leiden gesehen. – Soll er doch auch die Figuren in den Blick nehmen, die sich selbst zu Göttern aufspielen, diese Autokraten. Und diese Kräfte, die wir zu Göttern machen, für die wir Menschen opfern und denen wir gehorchen und uns abhängig von ihnen machen: Das Wirtschaftswachstum. Die 10- fache militärische Überlegenheit. – Wie ein Löwe wolltest du in alten Zeiten denen kommen, die anderen Göttern nachlaufen, so schreibt dein Prophet Hosea. Wie ein Panther am Weg auf sie lauern. Du wolltest sie anfallen, wie eine Bärin, der man ihre Jungen geraubt hat. Beifall, würde ich dir geben. Oder weil diese Raubtiergeschichten heute nicht mehr woke sind, (außer in unseren gern geschauten Horrorfilmen spätabends) – könntest du doch etwas feiner vorgehen: Du könntest zum Beispiel den fünf größten Diktatoren der Welt eine kleine Krankheit schicken, wo doch so viele gute Menschen unverdient drunter leiden müssen. Nur einen Schlagfall, und dann ab mit ihnen in das beste Pflegeheim der Welt („Make the nurses great again!“) wo sie leicht verwirrt und meinetwegen fröhlich noch 30 Jahre haben können mit Schaukelstuhl und Vanillepudding.
Was sagst Du? Du bist Gott und nicht ein Mensch. Was schreibt Dein Prophet? Du bist der Heilige und willst nicht kommen, um zu verheeren. Du willst deine Menschen nie preisgeben und ausliefern – obwohl sie es nicht schaffen, nach deinem Willen zu leben. Was ist dein Weg? Barmherzigkeit, sagst du – oder viel radikaler und brennender: Ich habe Lust an der Liebe und nicht am Opfer. – Weißt du was, lieber Gott? – Damit hast du uns schon wieder für dich eingenommen. Jedenfalls die eine Hälfte unserer Herzen. Die andere Hälfte braucht dann immer noch etwas Zeit. – Also bleib bitte dran. Und schenke uns Geschichten, die uns anstoßen und wach machen – und fähig, deine Liebe zu schätzen, lieber Gott.
Gottesdienste in der Lutherischen Pfarrkirche St. Marien
zu „ELIAS“
zu „ELIAS“
Sonntag | 27. Oktober | 10 Uhr mit Pfarrerin Aline Seidel (Die große Dürre)
Sonntag | 3. November | 10 Uhr mit Dekan Dr. Burkhard Freiherr von Dörnberg (Die Geschehnisse am Karmel)
Sonntag | 10. November | 10 Uhr mit Pfarrer Ulrich Biskamp (Die Himmelfahrt des Elia)
Denkbar – Hinführung zum Oratorium „ELIAS“ von
Felix Mendelssohn Bartholdy | Donnerstag, 7. November
um 19 Uhr | Kantoreisaal, Lutherischer Kirchhof 3
Felix Mendelssohn Bartholdy | Donnerstag, 7. November
um 19 Uhr | Kantoreisaal, Lutherischer Kirchhof 3
Wer, wie oder was ist Gott – zu dieser Frage kommt man schnell, so man sich mit der Geschichte des Propheten Elia beschäftigt.
Die Kurhessische Kantorei tut das, indem sie am 10. November 2024 um 18 Uhr das gleichnamige Oratorium in der Luth. Pfarrkirche St. Marien aufführen wird.
In einer Einführungsveranstaltung am 7. November um 19 Uhr berichtet Prof. Christl M. Maier über die Prophetengestalt und den biblischen Kontext im 1. und 2. Buch Könige. Pfarrer i.R. Dietrich Hannes Eibach erzählt über die Entstehungsgeschichte des Oratoriums von Felix Mendelssohn Bartholdy und vermittelt biographische Hintergründe. LKMD Uwe Maibaum zeigt beispielhaft etwas zur musikalischen Sprache des Komponisten. Propst i.R. Helmut Wöllenstein bringt uns auf die Spur verschiedener Gottesbilder im Alten Testament.
Und dann steht die Frage im Raum: Was hat die Geschichte mit unserer Gegenwart zu tun? Ist es angemessen, in Zeiten der Konflikte im Nahe Osten dieses Werk überhaupt noch aufzuführen? Immerhin geht es auch um einen von Elias initiierten Massenmord. Das Thema „Gewalt in der Bibel“ hat somit leider und nach wie vor gegenwärtige Bezüge. Das soll uns beschäftigen.
Prof. Christl M. Maier ist seit 2007 Professorin für Altes Testament an der Philipps-
Universität Marburg und seit 2023 Vize-Präsidentin der Europäischen Gesellschaft
für Theologische Forschung von Frauen.
Pfarrer i.R. Dietrich Hannes Eibach war 20 Jahre Pfarrer der Universitätskirche
Marburg und dann am Predigerseminar Hofgeismar in der Pfarrerfortbildung tätig.
LKMD Uwe Maibaum ist seit April 2007 Landeskirchenmusikdirektor der Evang. Kirche von Kurhessen-Waldeck, Leiter der Kurhessischen Kantorei Marburg und Organist an der Luth. Pfarrkirche St. Marien.
Probst i.R. Helmut Wöllenstein war von 2009-2021 Probst des Sprengels Waldeck und Marburg der Evang. Kirche Kurhessen-Waldeck.
Presseinfo
Musikalische Gewalten: Mendelssohns Elias in der Lutherischen Pfarrkirche
„Elias“, das großartige Oratorium von Felix Mendelssohn Bartholdy wird am Sonntag, den 10. November 2024 um 18 Uhr von der Kurhessischen Kantorei Marburg in der Lutherischen Pfarrkirche in Marburg aufgeführt.
Nicht nur erklingen, sondern regelrecht erschallen über alle Höhen und Tiefen wird diese gewaltige Musik, die das Leben des biblischen Propheten Elias aufgreift und musikalisch erfahrbar macht.
Dabei taucht der Chor in den etwa zwei Stunden gebannten Agierens in die unterschiedlichsten Rollen ein: Rache fordernd und bedrohlich, beschwichtigend und versöhnlich, aber auch verängstigt, überwältigt und besänftigt.
Die Lebenswelt des Propheten Elias ist bestimmt von politischer Gewalt, Machtgefälle, von Dürre, Nahrungsmangel und Verfolgung. Die Niederungen menschlicher Fehlbarkeiten, Wetterkatastrophen und die Ohnmacht, dem allemausgesetzt zu sein, sind auch heute erschütternd aktuell. Im Grunde aber geht dieses Oratorium auf die Suche danach, wer und wie Gott ist. Und es steht die Frage im Raum, was der Mensch – also wir selbst – zu tun und zu verantworten hat.
Chor, Solisten und die Frankfurter Sinfoniker musizieren unter der Leitung von Landeskirchenmusikdirektor Uwe Maibaum. Simone Schwark (Sopran) und Jens Hammann (Bass / Elias) sind dem Marburger Publikum wohl vertraut. Neu im Solistenensemble der Kurhessischen Kantorei sind Caroline Jacob (Sopran), Ulrike Schneider (Alt) und Georg Poplutz (Tenor). Andrea Wöllenstein wird als Liturgin mitwirken. Karten erhält man online unter www.kurhessische-kantorei.de
